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„Höre du," sagte endlich der erste, „jetzt frage ich dich zum
letzten Male, willst du mir aus dem Wege fahren oder nicht?
Tust du's nicht, so mache ich's mit dir, wie ich's heute schon mit
einem gemacht habe." - Das schien dem andern doch eine bedenk¬
liche Drohung. „Nun," sagte er, „so hilf mir wenigstens deinen
Wagen ein wenig beiseite schieben,- ich habe sonst nicht Platz, um
mit dem meinigen auszuweichen." Das lieh sich der erste ge¬
fallen, und in wenig Minuten war die Ursache des Streites
beseitigt.
Ehe sie schieden, faßte sich der, welcher aus dem Wege ge¬
fahren war, noch einmal ein Herz und sagte zu dem andern:
„Höre, du drohtest doch, du wolltest es mit mir machen, wie du
es heute schon mit einem gemacht hättest! sage mir doch, wie
hast du es mit dem gemacht?" - „Ja, denke dir," sagte der
andere, „der Grobian wollte mir nicht aus dem Wege fahren,
da — fuhr ich ihm aus dem Wege."
10. Meister Hämmerlein.
fls}or Jahren starb in einem preußischen Dorfe der Gemeinde-
^ schmied Jakob Horn. Im gemeinen Leben hieß er nicht
anders als Meister Hämmerlein.
Meister Hämmerlein? Ei, warum denn Meister
Hämmerlein?
Weil er die sonderbare Gewohnheit hatte, wo er ging und
stand, sein Hämmerlein und ein paar Nägel in der Tasche zu
führen und an allen Toren, Türen und Zäunen zu hämmern,
wo er etwas los und ledig fand. Vielleicht auch, weil er wegen
seines Hämmerns Gemeindeschmied des Dorfes geworden war.
Wie wäre denn das zugegangen?
Ganz natürlich, wie ihr sogleich hören sollt. Der Gemeinde¬
schmied war gestorben. Vier wackere Burschen hatten sich um
den Dienst beworben. Meister Hämmerlein hatte sich nicht ge¬
meldet; er hämmerte bloß ein wenig an einer Gartentür und
erhielt dafür die Stelle.
Und bloß für ein bißchen Hämmern?
Bloß für ein bißchen Hämmern. An einer Gartentür im
Dorfe hing schon wochenlang ein Brett herunter. Meister Hämmer-