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Völker ins Verderben, und diese mußten leiden für die Sünden ihrer
Könige.
Nach den katalaunischen Feldern zogen nun auch Aëtius und Theo—
derich. Damit aber von Sangiban und den Alanen ihnen nicht ein
Unglück widerführe, nahmen sie dieselben zwischen sich, um sie bei der
geringsten verdächtigen Bewegung zwingen zu können. Attila aber war
besorgt geworden durch das Mißlingen der Belagerung; auch traute er
nicht allen seinen Völkern recht; denn er wußte wohl, daß nur seine
Kraft sie alle im Zaume hielt. Darum beschloß er, vor dem Kampfe
durch Opfer den Willen der Götter zu erforschen.
Die Priester beschauten das Innere der Tiere, die Sehnen und die
Adern und verkündeten daraus Unglück für die Hunnen. Doch setzten sie
einen Trost hinzu, nämlich, daß der oberste Anführer der Feinde fallen
und durch seinen Tod den Sieg schwächen würde. Da glaubte Attila,
der Tod des Astius wäre für ihn wohl so viel wert, daß er ihn auch
mit dem Untergang der Seinigen erkaufen könnte. Aber er war dennoch
bekümmert und voller Sorge, und da er in allen Dingen klug mit sich
zu Rate ging, gab er erst des Nachmittags das Zeichen zum Angriff,
damit, wenn er Unglück erlitte, die einbrechende Nacht ihm zu Hilfe käme.
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In der Mitte zwischen beiden Heeren war eine sanfte Anschwellung
des Bodens, kaum einem Hügel vergleichbar. Diese wünschten die Kümpfer
von beiden Seiten zu besetzen, um die günstigere Stellung zu ihrem Vor—
teil zu gewinnen. An der östlichen Seite des Hügels standen die
Hunnen, an der westlichen die Römer und Westgoten. Auf dem rechten
Flügel des letzteren Heeres befand sich Theoderich mit seinen Westgoten,
auf dem linken Aötius mit den Römern, zwischen sich in der Mitte
hatten sie die Alanen mit ihrem Könige Sangiban. Indem sie diesen
von allen Seiten umgaben, schnitten sie ihm die Möglichkeit der Flucht
ab und zwangen ihn zum Kampfe. Die Hunnen gegenüber waren so
geordnet, daß Attila mit seinen tapfersten Kriegern in der Mitte stand;
denn der König sorgte für seine eigene Sicherheit und umgab sich deshalb
mit dem Kern seines Volkes.
Auf seinen beiden Flügeln standen die verschiedenen Völker und
Stämme, welche er seiner Herrschaft unterworfen hatte. Unter ihnen
zeichnete sich das Heer der Ostgoten aus mit ihren drei Fürsten aus
dem Geschlechte der Amelungen, Walamir, Theodemir und Widemir.
Ferner waren unter dem Heere Attilas auch die Gepiden in großer Anzahl
unter ihrem Könige Ardarich, den Attila um seiner oft erprobten Treue
willen vor allen übrigen Fürsten zu seinem Vertrauten machte. Ihm