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sind, lassen sich zuverlässige Ergebnisse erreichen. Diese Ausgrabungen 
müßten aber in größerm Umfange gestattet und mit reichern Mitteln 
als bisher ausgeführt werden. 
2. Wie bei allen mit Mauern umschlossenen Städten im Orient 
sind die Häuser eng zusammengedrängt, die Straßen und Gassen eng, 
meist krumm und winklig. Das war auch in unsern deutschen Städten 
des Mittelalters nicht wesentlich anders. Aber während man hier 
mit Rücksicht auf den gesteigerten Verkehr und auf die Gesundheits¬ 
pflege in neuerer Zeit emsig bestrebt ist, durch Verbreiterung der 
Straßen dem Licht und der Luft freieren Zugang zu verschaffen, 
sind die orientalischen Städte unverändert geblieben. Schon das Be¬ 
dürfnis nach Schatten ließ die Anlegung breiter Straßen in den der 
Sonnenglut ausgesetzten Orten des Südens als unzweckmäßig er¬ 
scheinen. Bei Jerusalem gebot sich die äußerste Sparsamkeit mit 
dem Raume auch deswegen von selbst, weil die Stadt sich bei ihrer; 
eigentümlichen Lage zwischen drei Tälern nur nach Norden hin aus¬ 
dehnen konnte. Die einhundertsechzig Gassen haben eine durchschnitt¬ 
liche Breite von zwei und drei Viertel Meter; sie sind, wo sie nicht 
für die Majestäten neu hergestellt waren, schlecht gepflastert und 
bei Regenwetter sehr schmutzig. Bei starken Regengüssen und Erd¬ 
beben kommen zuweilen Senkungen der auf Schuttmassen erbauten 
Häuser und Straßenteile vor. Die von Westen nach Osten verlaufenden 
Gassen sind, da sie sich zum Käsemachertal hinabsenken, meist ab¬ 
schüssig und mit Treppenstufen versehen, daher nicht mit Wagen zu 
befahren. Außer dem Tempelplatz und einer kleinen Straßenerweiterung 
an der Zitadelle gibt es keine freien Plätze im Innern der Stadt. Nur 
an den Toren treten die Gebäude in der Regel weiter auseinander, 
so daß kleine Vorplätze entstehen. Das war im Altertume gerade so. 
An die Tore beriefen die Könige das Volk (2. Chron. 32, 6), dort wurde 
Recht gesprochen (2. Sam. 15, 2), Markt gehalten und über alle 
wichtigen öffentlichen Angelegenheiten verhandelt. 
3. An die glänzenden Bauten aus der Zeit Salomos oder des Herodes 
erinnert heute fast nichts mehr. Neben den meist recht stattlichen 
Klöstern, Hospizen und Kirchen aus neuerer Zeit sieht man im Innern 
der Stadt nur hohe, kahle, fast fensterlose Steinmauern oder ärmliche, 
elende Häuser. Den Bau der Wohnhäuser haben die alten Israeliten 
von den Kananitern gelernt, und das altisraelitische Wohnhaus war 
wiederum das Vorbild für das Haus des heutigen Bewohners von 
Palästina. Die Bauart der Häuser war hier wie überall abhängig vom 
Klima und von dem Material, welches das Land liefert. Der Orien¬ 
tale lebt, abgesehen von der Regenzeit, am liebsten außerhalb der 
dumpfen Zimmerluft, auf dem Dache, auf dem Hofe oder auf der Straße..
	        
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