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„Du hast recht; jeder Briefträger hat bestimmte Straßen abzugehen, und
da werden ihm nun seine Briefe übergeben. Zeig' deinen Brief doch
einmal her! Siehst du? Du hast nur darauf geschrieben: ‚,An Gertrud
Müller.“ Ja, meinst du denn, auf der Post in Harburg wüßten die Leute,
wo deine Base Gertrud Müller wohnt? Müllers gibt es viele in Har—
burg. Du mußt also erst den Namen des Onkels dazu schreiben: bei
Herrn Professor Dr. Müller; da weiß man zunächst, welcher Müller
gemeint ist; aber die Postbeamten werden auch den Professor Müller nicht
kennen, was müssen wir also wohl noch darauf schreiben?“ — „Die
Straße.“ — „Jawohl, und außerdem die Hausnummer und am besten
auch noch das Stockwerk, in dem Onkel wohnt. Dann bist du sicher,
daß dein Brief richtig und pünktlich ankommt.
6. Wenn Straße und Hausnummer nicht darauf stehen, dann ist die
Post allerdings auch noch so freundlich, im Adreßbuche nachzusehen; aber
das nimmt Zeit weg, und der Brief bleibt bis zum nächsten Austragen
liegen. Das wäre ja bei deinem Briefe nun wohl kein Unglück; aber man
muß sich doch an Genauigkeit gewöhnen, schon um den Postbeamten unnütze
Abeil zu ersparen. Sie haben so schon Mühe genug mit deinem Briefe;
bedenke doch, wieviel Hände, wieviel Menschen- und Pferdebeine sich regen,
wie oft sich die Räder der Post und Eisenbahnwagen drehen müssen,
um deinen Brief an Ort und Stelle zu bringen. Doch nun schnell die
Marke aufgeklebt; dort unten sehe ich schon den Kastenentleerer herauf—
kommen.“ Richard Ausfeld.
178. Am Güterbahnhof.
1. Draußen vor der Stadt ist der Güterbahnhof. Der braucht
einen großen, freien Platz; darum hat man ihn so weit hinausgelegt.
Über den Bahnhof hinweg geht eine hohe Brücke, und unter ihr fahren
die Eisenbahnwagen hin und her. Von dieser Brücke kann man alles gut
überschauen.
2. Da liegen unter uns viele, viele Schienen. Immer zwei laufen
gleichmäßig nebeneinander fort und bilden ein Geleise. Nun seht euch
äinmal die Räder an den Eisenbahnwagen an; die sind ganz anders als
an einem sonstigen Wagen. Sie passen ganz genau auf die Schienen, so
daß der Wagen nie darüber hinwegrutschen kann.
3. Es gehen aber auch Schienen von einem Geleise zum andern hin⸗
über, damit die Wagen stets dahin geleitet werden können, wo man sie—
braucht. Solche Schienen nennt man Ausweichschienen oder Weichen.
Der Weichensteller kann die Ausweichschienen so stellen, daß der Eisen⸗
bahnwagen dahin oder dorthin laufen muß.