63 Stoll: Herakles. ihln zu seinem Rechte zu verhelfen. Herakles irrte nun lange in der Fremde umher. So kam er auch an den Hof des Königs Admetos, der in Pherä in Thessalien herrschte. Dieser nahm Herakles gastfreundlich auf und bewirtete ihn reichlich. Während er aber fröhlichen Sinnes zechte, fiel ihm die Traurigkeit des Sklaven auf, der ihn bediente, und er forschte nach der Ursache. Da hörte er denn folgende Kunde: Admetos hatte einst den Gott Apollon, der vor dem Grimme seines Vaters Zeus aus dem Olymp entwichen war, liebreich aufgenommen. Apollon lebte eine Zeit lang in seinem Hause und weidete die Rinder des Königs. Als er dann von Zeus wieder zu Gnaden aufgenommen war, bewies er sich dem Admetos dankbar und ward sein Beschützer. Da nun die Lebenszeit des Admetos verstrichen und ihm der Tod bestimmt war, wirkte Apollo bei den Schicksalsgöttinnen aus, daß Admet dem Tode entgehen solle, wenn ein anderer Mensch für ihn sterben wolle. Aber Admet fand keinen, der statt seiner in den Hades hinabzusteigen bereit war. Da erklärte endlich Alkestis, seine schöne geliebte Gattin, daß sie zu dem Opfer bereit sei. Kaum hatte sie diese Worte gesprochen, so erschien schon Thanatos, der Tod, und leblos sank sie zu Boden. Nun lag sie auf dem Totenbette, des Begräbnisses harrend. Admetos aber war in die tiefste Betrübnis versunken. Als Herakles dies hörte, jammerte ihn das Schicksal seines Gastfreundes, und er ging hin in den Hades und rang die Alkestis dem Tode wieder ab und brachte sie wieder zu ihrem Gemahl zurück. Dann begab er sich nach Tiryns. Nun waren dem Eurytos von dem Autolykos, einem besonders schlauen und verschlagenen Diebe, Rinder gestohlen worden; der König aber behauptete, niemand anderes sei der Räuber als Herakles, der sich an ihm rächen wolle. Sein Sohn Jphitos aber verteidigte den Freund und zog aus, Herakles aufzusuchen und mit ihm nach den gestohlenen Rindern zu forschen. Er traf Herakles in Tiryns, und sie durchstreiften das Land, um die Tiere zu entdecken. Unverrichteter Dinge nach Tiryns zurückgekehrt, blickten sie einst von den Mauern der Stadt in die Ferne, da bemächtigte sich des Herakles wiederum der Wahnsinn, und er stürzte seinen treuen Freund die hohen Mauern hinab. Wegen dieser That wurde Herakles von den Göttern mit schwerer Krankheit geschlagen. Er wendete sich nach Delphi, um bei der Priesterin des Apollon, der Pythia, sich Rats zu erholen, wie er Genesung finden möge. Aber die Priesterin weigerte ihm, dem Mörder, ihren Spruch. Da raubte er im Zorn ihren Dreifuß und trug ihn hinaus ins Feld, um sich ein eigenes Orakel zu errichten. Erbost hierüber, erschien Apollon und forderte den Helden zum Zweikampfe heraus. Aber Zeus wollte keinen Streit zwischen den beiden und schleuderte seinen Donnerkeil