234 VII. Aus der Natur. erschreckten Spatzenschar. Mehr als einmal sah ich den kecken Räuber- Sperlinge auf diese Weise mitten von der Straße des Dorfes wegholen, und in einem schneereichen Winter, in dem ich an einem Fenster einen Futterplatz für kleine Bögel eingerichtet hatte, stahl er daselbst einen Sperling und verzehrte ihn vor meinen Augen, zehn Schritte von dem Hailse in dem Schnee des Gartens. Kann er aber bei diesen Jagdzügen nicht aus irgend einem Verstecke hervorstürzen, dann gewinnen die Sperlinge oft noch Zeit, sich auf irgend eine Weise zu retten. So sah ich im Winter aus meinem Wege in die Stadt, der durch Gärtnereien mit vielem Gesträuch führt, auf den Spitzen der Syringen¬ hecken eine Schar Sperlinge, die eben an dem nahen Fenster einer Dame sich gesättigt hatten und nun in Behäbigkeit zwitschernd zu¬ sammensaßen. Plötzlich aber liegt wie auf einen Zauberschlag die ganze Gesellschaft lautlos unter dem Gebüsch auf dem Boden, und ich frage mich noch, was dies Manöver wohl zu bedeuten habe, als mir die Auslösung des Rätsels in einem Sperber erscheint, den die Spatzen vor mir bemerkt haben, der es aber nicht wagt, sich in das Gebüsch hinabzulassen, sondern nur nahe darüber wegstreicht. Y7. Die Rröte. Karl Bogt. Vorlesungen über nützliche und schädliche^ verkannte und verleumdete Tiere. Leipzig. Die Kröte unterscheidet sich von den Fröschen weit weniger durch die warzige Haut und den kriechend schleppenden Gang als vielmehr durch die Zahnlosigkeit ihres Mundes. Giebt es etwas Häßlicheres als eine recht große, platte Kröte mit dickgeschwollenem Bauche, die langsam nächt¬ licherweile ans ihrem Verstecke unter Gebüschen und Steinen hervor¬ schleicht, den Genuß des Mondscheins in warmen Sommernächten stört und einen eklen Knoblauchsgeruch um sich verbreitet? Was hat man aber beit armen Kriechern nicht alles noch angedichtet! Es ist wahr, daß die meisten Arten aus der Haut einen weißlichen, scharfen Saft absondern, der unangenehm riecht, vielleicht auch eine zarte Haut ein wenig zu röten imstande ist. Vögel, denen man diesen scharfen Saft ein- impfte, starben nach kurzer Zeit unter Zuckungen. Das Fleisch der Kröte scheint keinen besonders angenehmen Geschmack zu haben; wenigstens schonen mancheTiere, welche Frösche fressen, dieKröten, oder verzehren sie wenigstens nicht. Aber gefährlich und giftig ist jener Saft für den Menschen nicht, wie so viele Leute glauben. Ich habe manche Kröte -geöffnet und längere Zeit in den Händen gehabt und habe nie auch nur Rötung an den Händen gesehen oder Brennen gespürt.