machen. Schon die Mannigfaltigkeit der hier zum Einzelverkauf aus¬ gelegten Waren bot einen vergnüglichen Anblick dar: hier frische Brote und anderes Backwerk, zu Pyramiden geschichtet; dort einheimische und ausländische Obstarten, samische Äpfel, naxische, zyprische Granatäpfel und Mandeln, Quitten von Kreta, „euböische Nüsse" oder Kastanien. An einem andern Orte stand Geflügel zu kaufen, böotische oder thessalische Gänse. Der megarische Bauer trieb seine Schweine herbei oder bot seinen Lauch und seine Zwiebeln oder was er sonst an Gemüse dem kargen Boden seines Ländchens abgewonnen hatte, zum Verkauf. Hier schlichtete einer der Marktmeister einen Streit, der allzu lebhaft zu werden drohte; dort verhalf einer der Aufseher über den Getreidemarkt einem betrogenen Käufer, dem das Mehl mit falschem Gewicht zugemessen worden war, zu seinem Recht. Besonders lebhaft ging es auf dem Fischmarkt zu, wo das Hauptlebensmittel der gesamten Bevölkerung in der reichlichsten Auswahl zu haben, und wo darum das zudringliche Feilschen und die grobe Ab¬ weisung zu Hause war. Frauen sah man wenige und keine von Rang. Daß eine freie Bürgerin von Stande selbst auf dem Markt ihre häuslichen Bedürfnisse eingekauft hätte, wäre im alten Athen ebenso unerhört gewesen, wie es heute in London oder New Jork ist. Dagegen sah man die Sklaven nach allen Richtungen den Markt durcheilen: hier und da mochte wohl einer seinem Herrn zu den Tischen der Wechsler folgen, um dort eine größere Summe — für einen soeben gekauften Mitsklaven etwa — flüssig zu machen. Dann schickte der Herr ihn nach Hause, um sich noch mit Bekannten über all das zu unterhalten, was die Stadt dem leb¬ haftesten, gesprächigsten und neugierigsten aller griechischen Stämme darbot. „Was gibt es Neues?" lautete hier die oft gehörte charakteristische Frage. Denn es war der Markt zugleich der allgemeine und tägliche Ver¬ sammlungsort der freien Männer, und wie jetzt in großen Städten nach der Börsenstunde gerechnet wird, so rechnete der Athener nach der Zeit, wo der Markt sich füllte, voll war, leerer wurde, sich auflöste. Hier war für den Fremden die Gelegenheit, in wenigen Stunden Art und Volk der Athener kennen zu lernen. Wenn ihm das Glück lächelte, konnte er hier den großen Mann selbst, der die Geschicke des Staates leitete, den Perikles, auf einem der wenigen Gänge, die der Vielbeschäftigte sich gestattete, er¬ blicken, wie er in das Ratsgebäude, das gleichfalls an den Markt stieß, hineinging oder es verließ. Er konnte die Geschworenen mit ihren grünen, roten, weißen Stäbchen den verschiedenen Sitzungslokalen, die hier in der Nähe lagen, zueilen sehen: — in jedem Fall sah er hier gewisser¬ maßen das ganze Volk beisammen, und selbst die einzelnen Bezirke des attischen Landes hatten ihre herkömmlichen Plätze, wo sie sich ihr Stell¬ dichein gaben. So die Dekeleier an der „Bartstube bei den Hermen", so später die Platäer „beim grünen Käse", einer Halle in der Nähe des Platzes, wo jener Artikel feilgeboten wurde; und leicht ließ sich in der