gewöhnliche Kälte. Allmählich aber stieg die Sonne höher hinter den schneebedeckten Gipfeln und Bergrücken des Tales empor, und in schneller Fahrt durcheilten wir das einsame, moorige Hochtal, aus dessen Hinter¬ grund höher und höher die schneebedeckten Berge von Romsdal hervor¬ traten. Dann senkte sich die Straße, rauschende Gewässer eilten einer tiefen, vor uns sich öffnenden Talspalte zu, die sich zur Westküste Skan¬ dinaviens öffnet. Tief und schroff schneidet sie in die ungeheuern Granit¬ massen des Gebirges ein. Rauschende Wasserfälle schweben von den steilen Gehängen herab. Immer großartiger, immer gewaltiger entfaltet sich das wundervolle Panorama des Tales, bis am Nachmittag der tiefe Fjord von Molde still und unbeweglich vor uns seinen blauen Spiegel zwischen die Riesen¬ berge von Romsdal breitete. 40. Steppenbilcter aus SüclrulZlaricl. von «uibeim In der Steppe. Leipzig o. J. S. 10. C^as ganze Südrußland ist in der Urzeit unstreitig eine unermeßliche is See gewesen, deren östliche und westliche Ufer in dem Hindukusch¬ gebirge Asiens und in den Karpathen Ungarns emporstiegen. Als die gewaltige Wassermasse sich Bahn brach und ablief, ließ sie auf den Trillionen von Schaltieren des Untergrundes eine ungeheure Masse von Schlamm zurück, gebildet aus verwesten Organismen und sein geschlämmten Erden in inniger Vermischung. Dieser Urschlamm bildet jetzt die un¬ erschöpfliche schwarze Ackererde des Landes, die sich in der Mächtigkeit von wenigen Zentimeter bis zu fünf Meter und darüber aus dem Muschelkalk abgelagert hat. Solchem Boden verdankt es der Landstrich, daß er fast ohne alle jene künstliche Hilfe, die bei uns die Pflanzen¬ produktion erheischt, die noch lange Zeit ausreichende Quelle der Körner¬ gewinnung für einen großen Teil der übrigen Welt ist. Freilich gehört noch etwas anderes zur völligen Entwickelung dieser Fruchtbarkeit, nämlich genügende Feuchtigkeit; denn hier brennt die Sonne mit heißestem Strahl und versengt in kurzer Frist die junge grüne Saat zu bleichen, verschrumpften Greisenhalmen, wenn von den Niederschlägen des Früh¬ jahrs nicht ein genügender Überrest im Boden geblieben ist. Wenn aber dies der Fall oder der Vorsommer zeitweilig erfrischende Schauer bringt, dann entwickelt sich der Pflanzenwuchs in fast unglaublicher Üppigkeit. Die ganze Steppe überzieht ein dichter Teppich hochhalmiger Gräser, deren Ähren und Rispen sich manchmal bis zur Manneshöhe erheben; durchflochten ist er in saftigem Gewirr mit allerlei Kräutern, Ranken und Stauden, aus denen prächtige Blumen bald einzeln die Köpfe strecken, bald sich zu ganzen bunten Matten, Steppengärten, vereinen. Mit Ver¬ wunderung erblickt der fremde Wanderer da und dort Kinder der Flora wild und gedeihlich emporwachsen, die er daheim kümmerlich in Töpfen