Des armen Steffe-Martes Schillerfeier. 29 keine Schillerfackel angezündet," schrie ein anderer, „dreißig Kreuzer muß es gelten!" — „Sechsunddreißig Kreuzer!" — „Achtundvierzig Kreuzer!" — „Einen Gulden!" rief einer aus dem Hintergründe und warf feine Mütze in die Höhe. „Einen Gulden zum ersten, zum andern und zum — dritten Male! Zugeschlagen!" und ein blankes Gulden¬ stück fiel auf den Teller. So ging die Steigerung fort unter all¬ gemeinem Hallo und Gelächter der Studenten, das Kienholz ging reißend ab, und großes und kleines Silbergeld regnete nur so auf den Teller, und in eurer Viertelstunde war der Tragkorb leer, der Teller aber voll, und die Studenten fetzten sich wieder, ihre Taschen mit Kierlholz vollgestopft, um den Tisch und ließen ihre Gläser klingen und sangen: „Gaudeamus igitur, iuvenes dum sumus!“ Das Bäuerlein hatte, nachdem es der Suppe den Garaus gemacht hatte, sich so alles Ernstes in seinen Kalbsbraten vertieft, daß es anfangs gar nicht bemerkte, welche Operation die Studenten mit seinem Kienholze vornahmen. Auf einmal benrerkte er die Verwandlung seines Kienholzes in blanke Guldenstücke, und eine Ahnung von der Wahrheit und Wirklichkeit seines Glückes kam über ihn. Es stieg ihn: naß in die Augen, und sein Herz schwoll von Entzücken und Dank¬ barkeit, und er hob sein Glas hoch empor mit beiden Händen: „Gott vergelt es euch, ihr braven jungen Herren, ich sterbe vor Freuden, wenn ich an nreine Alte, meine Anne-Marei, denke, Gott vergelt es euch!" und trank sein Glas leer mitsamt den Tränen, die hinein¬ gefallen. Da stellte der Herr Max dem Bauer den mit Silber gefüllten Teller hin und sagte: „Hier, Alter, ist der Erlös für Euer Kienholz. Ihr sehet, es hat sein Geld gegolten, seid klug und haltet es zu Rate. Für Eure Alte haben wir in Euerm Tragkorbe etwas eingepackt — ein paar Flaschen Wein, Fleisch, Brot, Zucker und Kaffee, sie soll auch ihr Schillerfest haben. Grüßt sie und, hört Ihr, vergeßt mir den Schiller nicht, denn ihm allein habt Ihr alles zu verdanken. Und damit Gott befohlen!" Und die Studenten drängten zur Türe hinaus, und einer oder der andere gab denl Alten noch die Hand: „Behüte Gott, Stesse-Marte!" — „Grüßt Eure Anne-Marei!" „Das war bei Gott ein himmlischer Jux!" Und wieder schritt unser Bauer über den Marktplatz, und er hatte eine schwerere Last auf dem Rücken als vor wenigen Stunden, aber sein Herz war leicht, seine Seele jubelte, und seine Augen glänzten in unaussprechlicher Freudigkeit, und als er wieder an die Schillerbttste kam, da zog er seinen Dreispitz ab, und wieder schaute er durch strömende Tränen nach dem milden Antlitze des Dichters auf, aber es