9. Erst den Dienst und dann die Bürde, Wieder nun den Schimmel los! Immer besser! immer besser! Nein, mein Glück ist allzu groß! — Und im heißen Sonnenschein Findet bald der Durst sich ein: Hast ja deine Kuh zu melken, Hans im Glücke. 10. Melken also; er versucht es, Nicht gedeiht es ganz und gar, Weil er melken nicht gelernt hat, Und die Kuh ein Ochse war; Und er stößt und wehret sich; Prr! Prr! ruhig! denkst du mich, Wilde Bestie, todt zu schlagen? Hans im Glücke. 11. Und des Weges zog ein Metzger, Der ein Schwein zur Metzig trieb: Esel, bleibe von dem Ochsen, Hast du deine Knochen lieb! — Von dem Ochsen?! — Tritt zurück! — Jst's ein Ochse? welch ein Glück! Ich erfahr' es noch bei Zeiten, Hans im Glücke. 12. Aber ach! die Milch? die Butter? Nun! der wird zu schlachten sein. Aber Schweinefleisch ist besser, Und ich lobe mir das Schwein; Schweinebraten, Rippenspeer, Speck und Schinken, ja, noch mehr, Frische Wurst und Metzelsuppe! Hans im Glücke! 13. Dieses alles kannst du haben, Gib dafür den Ochsen hin; Willst du tauschen? — Herzlich gerne! Ja! der Handel ist Gewinn. Auf! mein Schweinchen, trabe du Lustig unserm Dorfe zu; Ja! die Mutter wird mich loben, Hans im Glücke! 14. Und es hat ein loser Bube Bei dem Handel ihn belauscht, Hätte gern auf gute Weise Sich von ihm das Schwein ertauscht, Kommt daher mit einer Gans, Schaut das Schwein an, dann den Hans: Hast du selbst das Schwein gestohlen, Hans im Glücke? 15. Schwein gestohlen?! — Wie denn anders! Ja! das ist gestohl'nes Gut. Sei du mir im nächsten Dorfe Vor dem Schulzen auf der Hut; Auf der Jnquisitenbank, 311 Dort im Amthaus — Gott sei Dank! Das erfahr' ich noch bei Zeiten, Hans im Glücke. 16. Nun! dir wäre schon zu helfen. Mach' ich doch mir nichts daraus; Gib das Schwein und nimm den Vogel, Ich gehöre hier zu Haus, Weiß die Schliche durch den Wald, Man ertappt mich nicht so bald. — Ei! schon wieder außer Sorgen, Hans im Glücke! 17. Freuen wird sich doch die Mutter, Eine Gans ist gar kein Hund, Und nach gutem Gänsebraten Wässert lange mir der Mund; Und das edle Gänsefett! Und die Daunen für das Bett! Ei! wie wirst darauf du schlafen, Hans im Glücke! 18. Nicht das Beste zu vergessen, Auch der Federkiele viel! Nichts ist mächtiger auf Erden, Als ein solcher Gänsekiel, Wenn der Kantor Wahres spricht; Aber schreiben kannst du nicht. Hättest schreiben du gelernt, Hans im Glücke! v 19. Und ein lust'ger Scherenschleifer Kam daher die Straß' entlang, Machte Halt mit seinem Karren, Rieb die Hände sich und sang: Geld im Sack und nimmer Noth, Meine Kunst ist sichres Brot. — Könnt' ich diese Kunst, so wär' ich Hans im Glücke. 20. Kerl, wo hast du diese Gans her? Hab' getauscht sie für mein Schwein. Und dein Schwein? — für meinen Ochsen. Diesen? — für den Schimmel mein. Und den Schimmel? — Für mein Gold. Gold?! — Ja, meiner Dienste Sold. Blitz! du hast dich stets gebessert, Hans im Glücke! 21. Aber Eins mußt du bedenken! Eine Gans ist bald verzehrt, Mußt auf eine Kunst dich legen, Die ein sichres Brot gewährt. — Meister, ja, das mein' ich auch, Lehrt mich Scherenschleiferbrauch, Bin ich Scherenschleifer, bin ich Hans im Glücke. 22. Willst dafür die Gans mir geben? Ja! es lohnet wohl der Kauf. —