I — 192 — Leichtigkeit und größter Sicherheit — nur handbreite Vorsprünge dienen ihr zum sichern Halt und so kommt es, daß man von ferne glaubt, sie könnten an glatten Felsen aufwärts oder abwärts flüchten. Die Äsung des Gemswildes besteht hauptsächlich aus aromatischen Alpenkräutern und Pflanzen, die an Gehängen und an Felsrändern reichlich vorhanden sind. Im Winter, wenn die starke Schneedecke den Zugang zum Boden versagt, nimmt die Gemse mit Flechten, mit Trieben der Bergerlen, mit jenen der Alpenrosen, sowie auch mit Moos und Nadelholzspitzen vorlieb. Unentbehrlich ist den Tieren die Salzlecke, welche sie fast überall an salzhaltigen Felsadern zu finden wissen; auch Wasser, wenn auch in geringer Menge, ist ihnen, besonders nach ge¬ wohntem Salzgenusse, sehr notwendig. Ihre Lagerstellen wählen sich die Gemsen, welche als Tagtiere nachts der Ruhe pflegen, bei gutem Wetter auf Felsbändern, unter schattigem Gestrüpp, bei schlechtem Wetter unter überhängenden Felsen oder astreichen, alten Tannen. Zur strengen Winterszeit ziehen sich die Gemsen in schützende, dichte Bergwaldungen herunter. Die Jungen, meist eines, seltener zwei, säugt die Geiß bis in den Winter hinein und ist für ihre Sicherheit und ihren Schutz sehr besorgt. Sie verlassen auch die Mutter, wenn sie nicht durch Gewalt getrennt werden, keinen Augenblick und folgen ihr überall hin; werden die Jungen aber durch irgend welche Veranlassung der Mutter beraubt, so gesellen sie sich nicht selten einer anderen Muttergeiß zu. Die Zähmung der Gemsen gelingt nur schwer; sie werden niemals so zahm wie anderes Wild, z. B. Rehe; auch halten sie sich nicht lange in der Gefangenschaft, gehen vielmehr dort sehr bald zugrunde. Nach O. G r a s h e y. H. Beschreibungen und Schilderungen. — 125. Die Bestellung des Ackers im Frühjahr. Um das Land zum Bau des Getreides verwenden zu können ist viel Mühe erforderlich. Die erste Arbeit nach dem Düngen ist im Frühjahr das Pflügen. Schon im Herbste hat der Landmann mit dem Pfluge das Feld ge¬ stürzt, damit Stoppeln und Unkraut verwesen und damit auch der I