157 sich gern an den belebtesten Schwimmstraßen der Fische auf, stützt sich mit dem Schwänze auf einen Stein des Grundes und hält den Leib in Biegungen halb eingezogen. Sobald ein Fisch in ihre Nähe kommt, schnellt sie auf ihn zu, packt ihn quer am Bauche und trägt ihn, über das Wasser gehalten, nach dem Ufer, um ihn dort zu verzehren. Unter Umständen vermag die Natter lange Zeit zu hungern, nicht nur während der langen Winterruhe, während welcher sie in halber Erstarrung regungslos liegt, sondern auch im Sommer. Eine gefangen gehaltene Natter war selbst nach 44 Wochen langem Fasten noch wohl¬ gemut. Nur bedarf sie zuzeiten Wasser, sei es auch nur der Tau auf den Blättern, den sie ableckt. Für seine Eier sucht das Weibchen ein geeignetes Plätzchen auf, das möglichst warm und dabei mäßig feucht ist: ein Düngerhaufen, Sägespäne, Laub, Moos oder lockere Erde. Bei solchen Gelegenheiten kommt die Natter auch in die Nähe ländlicher Wohnungen, und ihre aufgefundenen Eier gaben Veranlassung zur Sage von Hahnen- und Basiliskeneiern. Die Eier der Natter sind von der Größe der Tauben¬ eier, haben jedoch eine weiche, biegsame Schale und enthalten eine sehr schwache Schicht Eiweiß. Sie hängen sämtlich mittels einer gallert¬ artigen, dünnen Schnur aneinander. An zu dürren Orten vertrocknen sie, an zu nassen gehen sie ebenfalls zu Grunde, und diesem Umstande ist es wahrscheinlich zuzuschreiben, daß trotz der großen Anzahl Eier die Vermehrung der Nattern doch eine verhältnismäßig schwache ist. Datz Weibchen kümmert sich nach dem Legen weder um seine Eier noch um seine Jungen. An günstigen Stellen haben sich binnen drei Wochen die jungen Schlangen im Ei völlig ausgebildet, bohren selbst ein Loch durch die Schale und schlüpfen hinaus. Sie sind gegen 6 Zoll (18 Cm.) lang und bereits mit allen Zähnen bewaffnet. Finden sie jedoch keine passende Nahrung, so vermögen sie von den im Körper vorhandenen Fettvor¬ räten selbst bis zum nächsten Frühjahr auszudauern. Die Natter besitzt zwar keine Giftzähne, greift auch den Menschen niemals an; da sie aber unschädliche und selbst nützliche Tiere verzehrt, kann sie nur zu den für den Menschen nachteiligen Geschöpfen gerechnet werden. In Fischteichen vermag sie unter Umständen selbst merklichen Schaden anzurichten. Eine nahe Verwandte der Ringelnatter ist die glatte Natter, auch Schlingnatter und Jachschlange genannt. Sie bevorzugt trockene, sonnige Gebirgswaldungen, besonders moosige Abhänge, an denen Eidechsen, ihre Lieblingsbeute, ihr Wesen treiben. Man trifft sie vom Harze an südlich auf allen deutschen Mittelgebirgen, ebenso auf den Alpen und in den meisten Gebirgsgegenden Südeuropas. Sie wird nur halb so lang als die Ringelnatter, sieht auf der Oberseite bräunlich aus und ist