m — 266 — und verschlug den Herzog; lange Tage und Nächte irrte er, ohne Land zu finden. Bald fing den Reisenden die Speise an auszugehen, und der Hunger quälte sie schrecklich. In dieser Not wurde be¬ schlossen, Lose in einen Hut zu werfen, und wessen Los gezogen ward, der verlor das Leben und mußte der andern Mannschaft mit seinem Fleische zur Nahrung dienen; willig unterwarfen sich diese Unglücklichen und ließen sich für den geliebten Herrn und ihre Ge¬ fährten schlachten. So wurden die übrigen eine Zeitlang gefristet, doch schickte es die Vorsehung, daß niemals des Herzogen Los her¬ auskam. Aber das Elend wollte kein Ende nehmen; zuletzt war bloß der Herzog mit einem einzigen Knecht noch auf dem ganzen Schiffe lebendig, und der schreckliche Hunger hielt nicht stille. Da sprach der Fürst: „Laß uns beide losen, und auf wen es füllt, von dem speise sich der andere." Über diese Zumutung erschrak der treue Knecht, doch dachte er, es würde ihn selbst betreffen und ließ es zu; siehe, da fiel das Los auf seinen edlen, liebwerten Herrn, den jetzt der Diener töten sollte. Da sprach der Knecht: „Das thu' ich nimmermehr, und wem: alles verloren ist, so hab' ich noch ein andres ausgesonnen; ich will euch in einen ledernen Sack einnähen, wartet dann, was geschehen wird." Der Herzog gab seinen Willen dazu; der Knecht nahm die Haut eines Ochsen, den sie vordem auf dem Schiffe gespeist hatten, wickelte den Herzog darein und nähte sie zu¬ sammen; doch hatte er sein Schwert neben ihn mit hineingesteckt. Nicht lange, so kam der Vogel Greif geflogen, faßte den ledernen Sack in die Klarier: und tnrg ihn durch die Lüfte über das weite Meer bis in sein Nest./Als der Vogel dieses bewerkstelligt hatte, sann er auf einen neuen Fang, ließ die Haut liegen und flog wieder aus. Mittlerweile faßte Herzog Heinrich das Schwert und zerschnitt die Nähte des Sackes; als die jungen Greife den lebendigen Menschen erblickter:, fielen sie gierig und rnit Geschrei über ihn her. Der teure Held wehrte sich tapfer und schlug sie sämtlich zu Tode.fi Als er sich aus dieser Not befreit sah, schnitt er eine Greifenklaue ab, die er zürn Andenken mit sich nahm, stieg aus dem Neste den hohen Baum hernieder und befand sich in einem weiten, wilden Wald. In diesem Walde ging der Herzog eine gute Weile fort; da sah er einer: fürchterlichen Lindwurn: wider einen Löwer: streiten, ur:d der Löwe schwebte in großer Not, zu unterliegen. Weil aber der Löwe insgemeir: für ein edles und treues Tier gehalten wird, und dxr Wurm für ein böses, giftiges, säumte der Herzog Heinrich nicht, r