78 8 8 8 5 3. Wie Rübezahl Holz fahren hilft. Hermann Kletke. Ein armer Bauersmann hatte sich ein wenig Holz im Gebirge zu— sammengelesen, in der Hoffnung, solches bei guter Schneebahn bequem hinunterzubringen. Da der Winter aber streng war und dabei wenig Schnee fiel, mußte er mit Weib und Kindern große Kälte ausstehen. In solcher Not ging er in den Busch, um viel oder wenig Holz, so gut es ihm möglich sei, nach Hause zu schaffen. Wie er so recht in Ge— danken dastand und keinen Rat wußte, das Holz den Berg hinunter— zubringen, kam unverhofft ein Mann mit einem Schlitten auf ihn zu und fragte, was ihm fehle. Der Bauer klagte seine Not. „Seid ohne Sorge,“ entgegnete Rübezahl — denn dies war der andere — „helft mir nur das Holz auf den Schlitten packen, dann will ich es Euch hinunter⸗ helfen.“ Da luden sie beide Schlitten, Rübezahls und des Bauers, voll auf. Rübezahl hieß ihn getrost bergab fahren und folgte ihm nach. Das ging wie der Blitz; ehe sich's der Bauer versah, waren sie unten. Rübe— zahl half ihm den Schlitten bis vor das Haus schieben, trat in die Stube und nahm vorlieb mit dem, was ihm die guten Leute, die an dem vielen Holze große Freude hatten, bereitwillig auftrugen. Der Bauer gab ihm auch einige Groschen für seine Mühe und würde sie ihm gern besser bezahlt haben, wenn er's gehabt hätte. Zwei hübsche Kinder, die in der Nähe herumsprangen, gefielen Rübezahl besonders wohl. Er rief das eine, einen munteren Knaben, freundlich zu sich, zog ein paar Kügelchen aus der Tasche und sagte: „Sieh, was ich dir zum Spielen schenke!“ Der Knabe griff beherzt zu, und weil das andere Kind so verlangend danach blickte, aber nicht anzukommen wagte, warf ihm Rübezahl gleichfalls so ein paar Kügelchen in den Schoß. Darauf nahm er Abschied und zog mit seinem Schlitten dem Gebirge zu. Nach einer kleinen Weile, als die Eltern eine von den kleinen Kugeln in die Hände nahmen und näher betrachteten, entdeckten sie, daß es lauter gediegenes Gold sei. Da wurden sie recht von Herzen froh; denn sie waren blutarm und konnten nun von dem Golde eine schöne Zeit haus— halten. Ihre Freude war so groß, daß sie das unverhoffte Glück sogar ihrem Nachbar erzählten, einem geizigen Manne, der ihnen nie in der Not geholfen hatte. Das machte dem Geizigen Lust, auf gleiche Weise zu solchem Glück zu gelangen. Am andern Morgen ging er gleichfalls