98 Aus der Welt der Griechen und Römer. die Griechen ständen im Begriff zu entfliehen; wolle er die günstige Gelegenheit nicht verpaffen, so solle er sie schleunigst umzingeln und alle Ausgänge der Bucht sperren. Erfreut befolgte der König diesen Rat; noch vor Mitternacht sahen sich die Hellenen eingeschlossen und mußten nun wohl oder übel kämpfen. Themistokles aber hatte die Genugtuung, daß plötzlich sein alter Gegner, der verbannte Aristides, von der nahen Insel Agina herüberkam und ihm zur gemeinsamen Verteidigung des Vaterlandes seinen Beistand zusagte. So begann denn folgenden Tags, am 20. September 480 v. Chr., die denkwürdige Schlacht bei Salamis, wo sich etwa 1000 persische Schiffe und nur 380 griechische gegenüberstanden. So unentschlossen aber die Griechen bisher gewesen, so tapfer rüsteten sie jetzt zum Angriff. Schon frühmorgens lichteten sie die Anker; und als die Perser ihrer an¬ sichtig wurden, erblickten sie wider Erwarten ein schlagfertiges Schiffs¬ heer und hörten von Trompetenschall und Kriegsgesängen die Felsen der Insel widerhallen. Bon Schiff zu Schiff pflanzte sich das Kampfes¬ lied fort, wie es später der athenische Dichter Äschylos nachgesungen hat: Lellenensöhne, vorwärts! mutig drauf und dran! Befreit das Land der Väter, kämpft für Weib und Kind, für eurer Äeimatgötter Ehr' und Äeiligtum, für eurer Ahnen Gräber, auf, um alles gilt's! Erst zögerten die Griechen noch mit dem Angriff, bis der Westwind, wie alle Morgen zu bestimmter Stunde, durch die Meerenge strich und die Wellen ostwärts gegen die feindlichen Schiffe trieb. Kaum hatte nun die Brise zu wehen begonnen, da sandte Themistokles rasch ein athenisches Schiff gegen das nächste phönizische vor. Es bohrte seinen scharfen Schnabel so fest in dessen Seite, daß beide nicht mehr auseinander konnten. Run kamen beiderseits andere Schiffe zu Hilfe, und so wurde die Schlacht bald allgemein. Immer mehr zeigte sich, wieviel gewandter die Griechen waren als die Perser. Ihr Mut wuchs mit jeden: Stoße, der ein feindliches Schiff sinken machte, und mit jeder glücklichen Streiffahrt an den Seiten der Perserschiffe hin, wodurch deren Ruder zerbrachen. Anfangs hielt die Flotte der Perser noch stand, und namentlich die seekundigen Phönizier machten den Griechen viel zu schaffen. Doch konnte, wie Themistokles vorausgesehen hatte, die ganze Masse sich gar nicht genügend entfalten; sie drängten sich vielmehr in dem engen Sunde, hemmten, stießen und beschädigten sich gegenseitig. Die Griechenschiffe dagegen, kleiner, schlanker und gewandter gebaut, tummelten sich überall herum, schossen hierhin und