86 A. Deutsche Sagen. III. Einzelsagen. r immer stehen. Kurz von der Sache zu reden. Der Bergmann mußte auch noch schießen. Da warfs denn einen Haufen herein', daß es was ungeheures war. Und der Bergmönch wollte immer noch nicht weg. Und es konnte alles nichts helfen , der Bergmann mußte aufräumen. Wenn er nun eine Masse Berge ausgemauert hatte an den Wangen, lag noch wieder eben so viel auf dem Haufen und das Ausgemauerte war weg und der Haufen ward nicht kleiner. Zuletzt konnte er nicht mehr, es ward ihm ganz schwarz vor den Augen, und er sank in Ohn¬ macht. Da gieng der Bergmönch ins Feste. Wie der Nachtschichter aufwachte, war alles ausgemauert und alle Arbeit gethan. 38. Bergmanns ^uft. Joh. Nepomuk Vogl, geb. zu Wien, den 2. Noveinber 1802; gest. den 16. November 1866. 1. Fromm und still ist Bergmanns Art, Denn er geht auf rauhen Wegen, Doch ein 'milder Himmelssegen Macht sein Loos ihm minder hart. 2. Muß entbehren er auch gleich, Was mit Lust erfüllt die andern, Einsam und im Finstern wandern, Ist er doch an Freuden reich. 3. Fährt er auf nach heller Schicht, Grüßt die helle, heitre Erde Ihn mit einem neuen Werde Und mit einem schönern Licht. 4. Grüner ist für ihn der Baum, Blauer ihm der Himmelsbogen, Lieblicher des Stromes Wogen, Duftender der Waldesraum'. 5. Jede Blume nickt ihm zu, Böglein streuen ihre Lieder Fre'ud'ger ihm als andern nieder, Und die Quelle rauscht ihm „Ruh." 6. Ohne Träume steigt er drum Wieder in die finstern Klüfte, In des Abgrunds feuchte Lüfte, Wo nur Schauder rings herum. 7. Denn zu dem, was er ver¬ ließ, Wird er ja wohl wiederkehren, Und die Erde macht Entbehren Ja allein zum Paradies. 39. Tie Osterjungfran und die Wimderblume. Harrys, Volkssagen. Zu Osterode, das seinen Namen von der heidnischen Göttin Ostar haben soll, die vor alten Zeiten daselbst verehrt worden, liegen auf einem Hügel vor dem Harzthore die Trümmer einer Burg. Die Burg ist ehemals ein stattliches Schloß gewesen, und die Herren von Osterode haben da ihren Sitz gehabt. Der letzte Herr von Osterode starb und hinterließ' eine Tochter von wundervoller Schönheit. Ein Gerhard von der Harzburg kam und warb um die junge Waise, mußte aber abziehen ohne Hoffnung. Darüber ergrimmte er und beschloß, die Oste¬ roder Burg sammt ihren Bewohnern zu vernichten. Ein Zauberer im Morgenlande hatte ihn in den Höllenkünsten unterwiesen; so zog er mit den Seinen auf Osterode zu, nahm und zerstörte die Burg, drang bis zu der schönen Jungfrau und sagte: „Du hast meine Liebe nicht gewollt, zur Strafe dafür sollst du verwünscht sein. Als ein greulicher Hund sollst du hinfüro tief unten in dieser Burg Hausen und nur einmal im Jahre,