214 I). Beschreibungen und Schilderungen. II. Geographische Bilder. auf einem fahlen Pferd. Wer alles wissen will, dem ist schlecht zu trauen; sondern er treibt's mit seinen Antworten, wie der Mattheis, der das Eis bricht. „Hat er keins, macht er eins" nach dem Sprichwort. Deswegen will es nun heut zu Tage den Sternforschern und andern verständigen Leuten scheinen, die Sonne könne an sich wohl wie unsere Erde ein dunkler und temperierter, ja ein bewohnbarer Weltkörper sein. Aber wie die Erde ringsum mit erquickender Luft umgeben ist, so um- giebt die Sonne ringsum das erfreuliche Licht, und'es ist nicht noth¬ wendig, daß dasselbe auf den Sonnenkörper selbst eine unausstehliche zerstörende Hitze verursachen müsse, sondern ihre Strahlen erzeugen die Wärme und Hitze erst, wenn sie sich mit der irdischen Luft vermischen, und ziehen dieselbe gleichsam aus den Körpern hervor. Denn daß die Erde eine große Masse von verborgener Wärme in sich selbst hat, und nur auf etwas warten muß, um sie von sich zu geben, das ist daran zu erkennen, daß zwei kalte Körper mitten im Winter durch anhaltendes Reiben zuerst in Wärme, hernach in Hitze und endlich in Glut gebracht werden können. Und wie geht es zu, je weiter man an einem hohen Berg hinaufsteigt und je näher man der Sonne kommt, daß man immer mehr in die Hände hauchen muß und zuletzt vor Schnee und Eis nimmer weiter kommt, fragen die Naturkundigen, wenn die Sonne ein sprühendes Feuer sein soll. Also wäre es wohl möglich, daß sie an sich ein fester, mit mildem Licht umflossener Weltkörper' sei, und daß auf ihr Jahr aus Jahr ein wunderschöne Pfingstblumen blühen und duften. Da die unermeßlich große Sonne in einer so unermeßlich weiten Entfernung von uns weg ist, so hat es den Sternforschern schon lange nicht mehr einleuchten wollen, daß sie unaufhörlich und je in vierund¬ zwanzig Stunden um die kleine Erde herumspringen soll in einer un¬ begreiflichen Kraft und Geschwindigkeit, nur damit wir in diesem kurzen Zeitraum ein Mal Morgen und Mittag, Abend und stacht bekämen und wandelnde Sterne. Denn die Naturkundigen haben sich überzeugt, daß alles, was geschieht, auf eine viel einfachere und leichtere Art auch geschehen könnte. Allein ein rechtschaffener Sternseher, Copernikus ge¬ nannt, hat bewiesen, daß es nicht nur so geschehen könnte, wie die Natur¬ forscher denken, sondern daß es wirklich so geschieht, und die göttliche Weisheit hat früher daran gedacht als die menschliche. Erstlich sagt Copernikus, die Sonne, ja selbst die Sterne haben gegen die Erde weiter keine Bewegung, sondern sie stehen für uns so gut wie still. Zweitens, die Erde dreht sich in vierundzwanzig Stunden um sich selber um. Nämlich, man stelle sich vor, wie wenn'von einem Punkt der Erdkugel durch ihr Centrum bis zum entgegengesetzten Punkte eine lange Spindel oder Axe gezogen wäre. Diese'zwei Punkte nennt man die Pole. Gleichsam um dièse Are herum dreht sich die Erde in vierundzwanzig Stunden, nicht nach der Sonne, sondern gegen die Sonne. und wenn ein langer rother Faden ohne Ende, ich will sagen 21. März, von der Sonne herab aus die Erde reichte, mittags um zwölf Uhr an einem Kirschbaum oder an einem Kruzifix auf dem Felde