232 E. Beschreibungen und Schilderungen. II. Geographische Bilder. als Kolben, aber von nicht ganz zwei Fuß Länge. Diese Knüppel haben indes Gewicht genug, einen Schädel damit zu zerschmettern. Merkwürdigerweise findet man in ganz Australien keinen einzigen Stamm, der Bögen und Pfeile führt, obgleich sich manche ihrer Holzer recht gut dazu eignen würden. Nur allein fast auf Fleischnahrung angewiesen, sind die australischen Wilden auch ein bitterböses Volk, voll von Aberglauben, Tücke und Blutdurst, und die Kämpfe zwischen den einzelnen Stämmen hören nie auf. Deshalb wurde es den Engländern auch so sehr leicht, das Land in Besitz zu nehmen; denn in lauter kleine Stämme getheilt, dachte der Nachbarstamm gar nicht daran, seinen Landsmann zu'unterstützen. . Im Gegentheil, sie freuten sich, wenn von den Engländern ein Theil er¬ schlagen wurde, weil sie dadurch so viele Feinde weniger zu haben glaubten. Daß die Reihe dann auch an sie kommen würde, daran dachte keiner. Niemand von ihnen getraut sich dabei über die Grenze seines Stammes hinaus, weil er ganz sicher weiß, daß er überfallen und erschlagen würde; und selbst die Weißen sind nicht vor ihnen sicher, wenn sie nicht Feuer¬ waffen bei sich führen. Da freilich, wo die Weißen größere Colonien haben, getrauen sich die Wilden nicht mehr sie anzugreifen; denn sie wissen, daß ihnen die Strafe aus dem Fuße folgt. Aber unter einander führen sie trotzdem ihre Kriege noch immer fort, und wehe dem Feind, der ihnen in die Hände fallt! er ist rettungslos verloren. Voll von Aberglauben nämlich haben sie die feste Meinung, daß sie selber die Stärke des besiegten Feindes noch zu ihrer eigenen erlangen können, wenn sie sich mit dessen Fett einreiben. Sie schlagen deshalb auch alle die Unglücklichen, die sie be¬ wältigen können, nieder, schneiden ihnen den Leib aus und nehmen ihr Nierenfett, mit dem sie sich bestreichen und dann sehr stolz umhergehen. Schmuck tragen sie fast gar nicht, nur eine Art von rauher Täto¬ wierung kommt bei ihnen vor. die sich aber nicht mit einer bloßen Zeich¬ nung auf die Haut begnügt. Mit rauhen Muscheln oder scharfen Quarz¬ steinen reißen sie sich auf' Schultern und Brust die Haut tief auf, daß es, wenn es nachher wieder heilt, hohe und häßliche Narben werden. Diese Verzierung gilt bei ihnen für eine Schönheit. So einfach wie ihre Waffen sind, so einfach sind auch ihre Fahr¬ zeuge, mit denen sie in der Regenzeit die Ströme befahren. Alle andern Völker fast suchen etwas darin, ihre Fahrzeuge nicht allein bequem und sicher herzustellen, sondern auch zu verzieren. Die nordamerikanischen Indianer besonders haben eine große Fertigkeit, aus Birkenrinde ge¬ schmackvolle und sehr schnell fahrende Eanäes herzustellen. Viele Be¬ wohner der Südsee, die ihre Boote aus einem einzigen Stamm aus¬ bauen. versehen dieselben mit den wunderlichsten Schnitzereien und schmücken Vor- und Hintertheil mit Federn und anderen Zieraten. Nur die austra¬ lischen Indianer denken nicht daran. Einige ihrer Baumarten schälen die Rinde sehr leicht ab; von diesen stoßen sie' ein Stück Rinde los, so groß wie sie es etwa zu einem Canoe gebrauchen, und legen es auf den Strom; vorn und hinten läuft dann gewöhnlich das Wässer hinein; um das zu verhindern, bauen sie an den