175 Neukaledonien, die Gesellschaftsinseln itub die Markesas, Spanien die Marianen: dem Deutschen Reiche als solchem gehörte noch nicht die kleinste Südseeinsel. Endlich, im Jahre 1884, trat der Umschwung ein. Kurz vor der Wende des Jahres brachte der Telegraph die Botschaft, daß auf der Nvrdvstknste von Neuguinea die Flagge des Deutschen Reiches aufgezogen sei. Im August des Jahres 1884 hatte eine Gemeinschaft von Reichs¬ augehörigen, die später den Namen „Neuguinea-Kompagnie" annahm, den kaiserlichen Schutz für ihr Unternehmen nachgesucht. Sie erwarb Häfen und Küstenstrecken zum Zwecke des Anbaues und zur Errichtung von Handels¬ niederlassungen, und deutsche Kriegsschiffe stellten diese gegen Ende des Jahres unter kaiserlichen Schutz. Am 17. Mai 1885 erhielt die Gesellschaft durch einen kaiserlichen Schntzbrief das Recht zur Ausübung landes- hvheitlicher Befugnisse unter kaiserlicher Oberhoheit. Ferner wurde ihr das Recht zuerkannt, unter Oberaufsicht der Regie¬ rung herrenloses Land in Besitz zu nehmen und Verträge mit den Einge- bornen abzuschließen. Die Ordnung der Rechtspflege blieb der kaiserlichen Regiernng vorbehalten. Die für Deutschland in Besitz genommenen Gebiete sind: 1. der Teil des Festlandes von Neuguinea, welcher nicht unter englischer oder niederländischer Oberhoheit steht, „Kaiser Wilhelms-Land"; 2. die vor der Nordostküste voll Neuguinea liegende Insel, sowie die Inseln des „Bismarck-Archipels" und alle andern nordöstlich von Neuguinea liegenden Inseln. Der Flächenranm des ganzen deutschen Schutzgebietes ist fast halb so groß wie das Deutsche Reich. Sämtliche Inseln haben ein heißes Klima, dabei aber reiche Bewässerung. Das Land prangt im üppigsten Grüil und trägt das schönste Pflanzenkleid der Welt. Besonders häufig finden sich verschiedenartige Farne. Palmen giebt es nicht weniger als zehn Arten, deren wichtigste die Sagopalme, die Kokos- und die Fächer¬ palme sind. Der riesige Brotbanm und die Banane spenden reichlich Frucht. Außerdem ist eine Fülle von Edel-, Gewürz- und sonstigen Nutz¬ hölzern vorhanden. Soweit unsre Kenntnis des Landes reicht, zeigt der Boden überall die höchste Fruchtbarkeit. In der Tierwelt fällt besonders der wundervolle Paradiesvogel ans, der an Pracht des Gefieders seinesgleichen nicht hat, und Scharen von bunt gezeichneten Vogelarten, als Tauben, Papageien, Kakadus n. a. beleben bat Urwald. Die Gewässer wimmeln von allerlei Fischen und Schildkröten. Von Schlangen finden sich nur wenig Arten und darunter keine giftigen. Das zweite Besitztum des Deutschen Reiches int Stillen Ozean sind die Marshallinseln, die im Oktober 1885 unter deutschen Schutz gestellt