Abteilung. 458 Achte 10 „Ei, guter Herr, so stand es nicht; Ich hielt Euch an der Kehle: Verzucktet Ihr nur das Gesicht Und ging der Schnitt mir fehle, So ließ ich Euch dazu nicht Zeit, Entschlossen war ich und bereit. Die Kehl' Euch abzuschneiden." — 11 „So, so! Ein ganz verwünschter Spaß!" Dem Herrn ward's unbehäglich; Er würd' auf einmal leichenblaß Und zitterte nachträglich; „So. so! Das hatt' ich nicht bedacht, Doch hat es Gott noch gut gemacht; Ich will's mir aber merken." 152. Ein deutscher Postillon. Jul. Slurm, Für das Haus S. 175. 1 Es fuhr der Herr von Zavelstein Gar lustig in die Welt hinein, Und vor ihm auf dem Kutscherthron Saß Michel hoch als Postillon. Ein Kerl als wie ein Riese. 2 Und fort ging's durch den Böhmerwald, Da plötzlich tönt ein donnernd Halt. Zwei Räuber nahn; doch kämpft voll Mut Der edle Herr, schon fließt sein Blut Aus mancher liefen Wunde. 3 Der Postillon schaut ruhig drein; Da ruft der Herr von Zavelstein: „Nehmt alles, nur gerbt mir dem Hund Dort auf dem Bock das Fell erst wund, Der mich so feig verlassen." 4 Ein Ruck, und Michel stürzt vom Bock, Auf seinem Rücken tanzt der Stock, Es trifft ihn mächtig Streich auf Streich, Doch stets bleibt seine Ruh' sich gleich. Als müßt' er's eben leiden. 5 Auf einmal aber reckt er sich, Und immer höher streckt er sich, Und jetzt ein Schlag und noch ein Schlag, Und blutend auf dem Boden lag Bor ihm das Raubgesindel. 6 „Was, rief der Herr von Zavelstein, Du toller Narr, was fiel dir ein! Erst läßt du mich in Not, du Wicht, Dann hältst du still und wehrst dich nicht, Und dann erschlägst du beide?" — 7 „Herr, sprach der Michel voller Ruh', Erst schaut' ich dem Spektakel zu, Doch als mir's selbst ans Leder ging, Und das mich an zu jucken fing, Da bin ich warm geworden. 8 Und seht, bin ich erst einmal warm, Dann juckt's gewaltig mich im Arm, Dann werd' ich voller Gall' und Gift, Und wohin meine Faust dann trifft, Da wächst kein Grashalm wieder." 153. Das Lied vom braven Mann. Aug. Bürger. Gedichte. Leipzig. Reclam. S. 98. 1 Hoch klingt das Lied vom braven Mann, Wie Orgelion und Glockenklang. Wer hohen Muts sich rühmen kann, Den lohntnichtGold, den lohntGesang. Gottlob, daß ich singen und preisen kann, Zu singen und preisen den braven Mann.