wies er gen Himmel — „verläßt uns nichtI" — „Ach," sagte der König kleinmütig, „der tut keine Wunder mehr." — „Deren braucht's auch nicht," antwortete der fromme Zieten; „er streitet dennoch für uns und läßt uns nicht sinken." — 8 Als der Krieg glücklich beendet und Friede geschlossen war, erschien Zieten häufig als Gast des Königs in seinem Schlosse Sanssouci*. Zieten war schon hochbejahrt; man erzählt, daß er einmal an der könig¬ lichen Tafel eingeschlafen sei. Einige der Herren, die noch zugegen waren, wollten ihn wecken; der König aber sagte: „Laßt uns leise sprechen, 10 damit wir ihn nicht stören; er hat lange genug für uns gewacht!" 3. Die Narben von Kolin*. Friedrich der Große nahm freimütige Antworten nicht übel und ließ sich von Leuten, die sonst tüchtig waren, auch manches kecke Wort gefallen. Als er bei einer Heerschau die Reihen entlang ritt, fiel ihm ein Soldat auf, dessen Gesicht mehrere üefe Narben trug. Er hielt 15 bei ihm an und fragte: „In welcher Schenke hast du dir denn die Hiebe geholt?" Der Soldat antwortete dreist: „Bei Kolin. wo Ew. Majestät die Zeche* bezahlt haben." 4. Einfachheit Friedrichs. Der große Friedrich war, wie die meisten Hohenzollern, äußerst tätig und gewissenhaft. Er gönnte sich nur wenig Erholung, und 20 namentlich auf seinen Reisen verzichtete er häufig auf jede Bequemlich¬ keit. Obwohl er oft bis tief in die Nacht hinein arbeitete, stand er doch regelmäßig schon um fünf Uhr morgens auf und legte seine Uniform an, die er bis zum Abend anbehielt. Selten gönnte er sich die Bequem¬ lichkeit der bürgerlichen Kleidung. Sein Anzug zeichnete sich stets durch 25 Einfachheit aus. So trug er auch seine Uht nur an einem schlichten Band. Als er einst ein Regiment* an sich vorübermaschieren ließ, bemerkte er einen jungen Offizier, der eine dicke goldene Uhrkette mit vielen Anhängseln trug. Den rief er zu sich und fragte: „Was hat Er denn da an sich herumbaumeln?" Der Offizier entgegnete verdutzt*, 30 das sei seine Uhrkette. „So?" sagte der König; „ich glaubte. Er trüge das ganze Glockenspiel von Potsdam an seiner Kette; lasse Er das Zeug doch künftig weg!" 5. Die Mühle von Sanssouci. In den herrlichen Parkanlagen von Sanssouci steht nahe bei dem Königlichen Schloß eine alte Windmühle, die längst nicht mehr im Gang