26 Lebensbilder. solche viereckige Tafeln lvenn ich hätte, könnte ich meine ganze Hausflur damit belegen, wo jetzt die Hühner scharren, wenn es draußen regnet." Und während er dies dachte, klopfte er mit seinem Hümmerlein auf dem einen schnurgeraden Kohlenstrich sanft auf und ab; denn er freute sich über den hellen Klang der Platte. Aber auf einmal wurden die hellen Töne dumpf und immer dumpfer wie bei einer zersprungenen Glocke und zuletzt sprang die Tafel gerade in der Richtung des Kohlenstriches mitten entzwei. „Ist es da so gegangen," dachte nun Benedikt, „so kann es auf den übrigen drei Seiten ebenso gehen" — und hämmerte auch auf dem zweiten Kohlenstrich eine Weile vorwärts und rückwärts. Sein Schluß war richtig. Nachdem er noch einige Minuten so fortgemacht hatte, lag eine voll¬ kommene viereckige Platte auf seinen Knieen. Eine zweite gelang nicht minder und so fort. Früher schon hatte er manchmal zwei Schiefertrümmer aneinander¬ gerieben um sie zu polieren und gefunden, daß er damit am schnellsten zustande kam, wenn er von dem Sande, womit seine Mutter handelte, dazwischen tat und Wasser dazu nahm. Diese frühere Erfindung wandte er nun auf seine Plaster¬ steine an und gewann so einige sehr schöne Platten. Indes trieb er dies alles als eine bloße Spielerei und sagte davon niemandem etwas, selbst seiner Mutter nicht. Seine schönsten Tafeln verbarg er da und dort unter einem Busch, wie etwa ein Hirtenknabe an der Donau schöne Kiesel, die er in ihrem Bette findet, in einem hohlen Weiden stamm aufhebt. Eines Abends aber, als er eingetrieben hatte und seiner Mutter gegenüber an der Suppenschüssel saß, erzählte sie ihm, daß sie mit Sand in Eichstätt gewesen und dort dem Bischof so nahe gekommen sei, daß sie jedes seiner Worte verstanden habe. „Was sagte er denn?" fragte Benedikt. „Er stand," antwortete die Witwe, „mitten unter den Domherren in der neuen Kirche, die er hat bauen lassen, und beratschlagte mit ihnen, mit was für Steinen der Fußboden belegt werden dürfte. Der eine riet dies und der andere das, bis der hochwürdige Herr der Unterredung damit ein Ende machte, daß er sagte: „Nun, morgen um die elfte Stunde haben wir die fremden Steinmetzen hieher bestellt und wollen die Proben beschauen, die sie von allerlei Sand- und Marmelsteinen bei sich haben. Aber wir fürchten, ein solches Pflaster möchte für unseren bischöflichen Säckel zu teuer kommen. Wir werden uns wohl die Back¬ steine gefallen lassen müssen, die am wohlfeilsten sind." „So, so!" versetzte Benedikt, warf seinen Löffel von Horn in die Tischlade, wünschte seiner Mutter eine gute Nacht» und ging unter das Dach hinauf in seine Schlasstätte. Das Sandweib hatte übrigens den Fürstbischof ganz recht verstanden. Schon bald nach der zehnten Stunde des Morgens versammelten sich in der neuen Kirche zu Eichstätt, in der von der Hand des Maurermeisters nichts mehr fehlte als das Pflaster, etliche Steinmetzen, die der Bischof aus Tirol, dem Fichtelgebirge und dem Rheingau auf seine Kosten berufen hatte. Die Steinproben trugen ihnen