Sagen aus Äomers Ilias. 141 verkündete, daß Artemis, die Göttin der Jagd, erzürnt sei, weil Aga¬ memnon eine ihr heilige Äindin erlegt habe, und daß der Zorn der Göttin nur durch den Opfertod der Zphigenia, der Tochter Agamem- nons, zu versöhnen sei. Angeachtet alles Widerstrebens mußte Aga¬ memnon endlich dem allgemeiner: Verlangen der Fürsten nachgeben; Odysseus ging nach Argos und lockte die Jungfrau arrs den Armen ihrer Mutter unter dem Vorwände, daß sie im Lager mit Achilles, den: tapfersten der Griechen, vermählt werden solle. Schon stand die Jung¬ frau vor den: Opferaltare, schon zückte der Priester das Schwert, sie zu durchbohren: da erbarmte sich Artemis der Anschuldigen, hüllte sie in eine dichte Wolke, führte sie in das Land der Taurer und machte sie dort zu ihrer Priesterin. An ihrer Stelle fand man am Altar eine weiße Äindin. Die Göttin war versöhnt; ein günstiger Fahrwind schwellte die Segel der Schisse, und sie landeten nun glücklich an der feindlichen Küste. 3. Kämpfe vor Troja. Troja war eine starkbesestigte Stadt in Kleinasien, welche die Griechen nicht beim ersten Angriff erobern konnten; sie mußten vielmehr zu einer förmlichen Belagerung schreiten. Bald gingen ihnen die Vor¬ räte aus, und sie sahen sich genötigt, große Abteilungen des Äeeres ab¬ zusenden, um durch Plünderung der naheliegenden Inseln und Gegenden den: Mangel abzuhelfen. Die Trojaner hatten inzwischen ihre Bundes¬ genossen zu sich berufen und leisteten tapferen Widerstand. Die Griechen schlugen ein befestigtes Lager auf, das aus hölzernen Äütten bestand, die mit Rasen oder Schilf überdeckt waren. Die Anführer kämpften aus Streitwagen, die mit zwei oder drei Rossen bespannt waren, die Gemeinen zu Fuß; Reiter gab es noch nicht. Die Angriffswaffen waren Lanzen, Schwerter, Wurfspieße, Bogen und Schleudern; die Schußwaffen bestanden in einem Äelm, einem Brustharnisch, in Bein¬ schienen von Erz, sowie in einem Schilde, der gewöhnlich von Ochsen¬ haut, doch oft mit Erz überzöge:: war. Die Schlachten wurden nicht durch allgemeinen Kampf, sondern meist durch die Einzelkämpfe der an¬ führenden Äelden entschieden. Bon den ersten neun Jahren des Krieges wissen wir sehr wenig, und nur die Geschichte des letzten Jahres ist uns aus den Gedichten Äomers bekannt. Außer Agamemnon und Menelaus war es noch eine Reihe von griechischen Melden, die sich im Kampfe vor Troja auszeichneten. Vor allen ragte durch Tapferkeit, Schönheit und Schnelligkeit Achilles her¬ vor, der Sohn des Peleus und der Meergöttin Thetis.