Brüder Grimm: Das Hirtenbüblein. Die drei Brüder. Die Wichtelmänner. 5 Hufeisen ab und schlug ihm auch im Jagen vier neue wieder an. „Du bist ein ganzer Kerl," sprach der Vater, „du machst deine Sachen so gut wie dein Bruder; ich weiß nicht, wem ich das Haus geben soll." Da sprach der dritte: „Vater, laßt mich auch einmal gewähren!" Und weil es anfing ztl regnen, zog er seinen Degen und schwenkte ihn in Kreuzhieben über seinen Kopf, daß kein Tropfen auf ihn fiel; und als der Regen stärker ward und endlich so stark, als ob man mit Mulden vom Himmel gösse, schwang er den Degen immer schneller und blieb so trocken, als säß' er unter Dach und Fach. Wie der Vater das sah, erstaunte er und sprach: „Du hast das beste Meisterstück gemacht, das Haus ist dein." Die beiden anderen Brüder waren damit zufrieden, wie sie vorher gelobt hatten, und weil sie einander so lieb hatten, blieben sie alle zusammen im Haus und trieben ihr Handwerk; und da sie gut ausgelernt hatten und so geschickt waren, verdienten sie viel Geld. So lebten sie vergnügt bis in ihr Alter zusammen, und als der eine krank ward und starb, grämten sich die zwei anderen so sehr darüber, daß sie auch krank wurden und bald starben. Da wurden sie, weil sie so geschickt gewesen waren und sich so lieb gehabt hatten, alle drei zusammen in ein Grab gelegt. 3. ;Die Wichtelmänner. (Aus Hessen.) Von den Brüdern Grimm. Kinder- und Hausmürchen. Göttingen, 1857. Es war ein Schuster ohne seine Schuld so arm geworden, daß ihm endlich nichts mehr übrig blieb als Leder zu einem einzigen Paar Schuhe. Nun schnitt er am Abend die Schuhe zu und wollte sie den nächsten Morgen in Arbeit nehmen, und weil er ein gutes Gewissen hatte, so legte er sich ruhig zu Bett, befahl sich dem lieben Gott und schlief ein. Morgens, als er sein Gebet verrichtet hatte und sich zur Arbeit niedersetzen wollte, standen die beiden Schuhe ganz fertig auf seinem Tische. Er verwunderte sich und wußte nicht, was er dazu sagen sollte, und nahm die Schuhe in die Hand, um sie näher zu betrachten; sie waren so sauber gearbeitet, daß kein Stich daran falsch war, gerade als wenn es ein Meisterstück sein sollte. Bald darauf trat auch schon ein Käufer ein, und weil ihm die Schuhe so gut ge¬ fielen, so bezahlte er mehr als gewöhnlich dafür, und der Schuster konnte von dem Gelde Leder zu zwei Paar Schuhen erhandeln. Er schnitt sie abends zu und wollte den nächsten Morgen mit frischem Mut an die Arbeit gehen, aber er brauchte es nicht; denn als er aufstand, waren sie schon fertig, und es blieben auch nicht die Käufer aus, die ihm so viel Geld gaben, daß er Leder zu vier Paar Schuhen einkaufen konnte. Er fand frühmorgens auch die vier Paar fertig; und so ging's immer fort: was er abends zu¬