die Kurgäste, Deutsche, Franzosen, Engländer und Amerikaner, an der hoteltafel wieder Platz. Sie hatten völlig unerwartet — zwischen Luppe und Fisch — einem kulturhistorischen Ereignis beigewohnt, einen welt¬ geschichtlichen Moment erlebt: die erste große Fahrt des lenkbaren Luft¬ schiffes. Iah war das Wunderschiff gekommen und jäh verschwunden; aber ein geflügeltes wort hat die Flugmaschine am Vierwaldstätter Lee hinterlassen: „Zeppelin gesehen?" Auf der Pilatusspitze, auf Uigikulm und in Teils hohler Gasse empfangen einen Wirt und Kellner mit be¬ geistertem „Zeppelin gesehen?" In Flüelen nimmt der Lchiffsiontrolleur die Fahrscheine mit den neugierigen Worten „Zeppelin gesehen?" ab, und in Ultdorf knipst der Lchaffner der elektrischen Bahn das Billet mit einem freudigen „Zeppelin gesehen?" Kein Wunder, daß mancher auch auf dem Telldenkmal nun die geänderte Inschrift liest: „Erzählen wird man von dem Zeppelin, solang' die Berge stehn auf ihrem Grund." Der Dichter Gottfried Keller hat übrigens einmal gesungen: „Und wenn vielleicht in hundert Jahren ein Luftschiff hoch mit Griechenwein durchs Morgenrot käm' hergefahren — wer möchte da nicht Fährmann sein?" Daß es ein welthistorischer Augenblick war, die Erfüllung eines großen, herrlichen Traumes, das fühlte die Jugend, das wissen die Ulten, und wo das Luftschiff in den höhen sichtbar ward und in seiner majestäti¬ schen Uuhe über die Erde dahinflog, da weckte es Erstaunen. Wie ein hunderttausendstimmiger Jubelruf hallte es durch die schweizerischen Lande: „Zeppelin! Zeppelin!" „Und wo ein Dörflein überflogen wurde," schreibt die „Thurg. Ztg.", „und wo ein Bauer auf einsamem Feld bei der Hrfceit stand, da ist ein Jubelschrei hinaufgegangen zu Graf Zeppelins phantastischem Wunder¬ schiff. Und in den überwältigenden Eindruck hat hineingespielt das rein menschlich freudige Gefühl, daß der zähe, kühne, weißhaarige Mann dort oben heute sich des schönsten Tages seines Lebens freue, daß jahr¬ zehntelang unverdrossene Arbeit und ungewöhnliche geistige Kraft den endgültigen Lieg davongetragen haben über alles Mißgeschick. Und als das Lchiff nach Frauenfeld kam, wie ein Lauffeuer ging's durch die Ltadt. Und wie es in Lchaffhausen zuging, in Luzern, in Zürich und Winterthur, so war es auch hier. „Zeppelin! Zeppelin!" Die Straßen füllten sich im ttu, auf allen Dächern strömte es zusammen, und mit Staunen sah man das Luftungetüm daherkommen im strahlenden Sommer