Im nächstfolgenden Jahre erhielt Kolberg aus des großen Friedrichs vorsorgender Güte ein Geschenk, das damals hierzulande noch völlig unbekannt war. Ein großer Frachtwagen voll Kartoffeln nämlich langte auf dem Markte an, und durch Trommelschlag in der Stadt und in den Vorstädten erging die Bekanntmachung, daß jeder Gartenbesitzer sich zu einer bestimmten Stunde vor dem Rathause einzufinden habe, da des Königs Majestät ihnen eine besondere Wohltat zugedacht habe. Alles geriet in eine stürmische Bewegung, und zwar um so mehr, je weniger man wußte, was es mit diesem Geschenke zu bedeuten habe. Die Herren vom Rate zeigten nunmehr der versammelten Menge die neue Frucht vor, die hier noch nie ein menschliches Auge erblickt hatte. Daneben ward eine umständliche Anweisung verlesen, wie diese Kartoffeln gepflanzt und bewirtschaftet, desgleichen wie sie gekocht und zubereitet werden sollten. Allein in dem Getümmel achteten die wenigsten auf jene Vorlesung. Dagegen nahmen die guten Leute die hochgepriesenen Knollen verwundert in die Hände, rochen, schmeckten und leckten daran. Kopfschüttelnd bot sie ein Nachbar dem andern; man brach sie vonein¬ ander und warf sie den Hunden vor, die daran herumschnupperten und sie.gleichfalls verschmähten. Nun war ihnen das Urteil gesprochen! „Die Dinger," hieß es, „riechen nicht und schmecken nicht, und nicht ein¬ mal die Hunde mögen sie fressen. Was wäre uns damit geholfen?" Inzwischen wurde des Königs Wille vollzogen und seine Gabe unter die anwesenden Garteneigentümer ausgeteilt. Kaunr irgend jemand hatte die erteilte Anweisung zu ihrem Anbau recht begriffen. Wer sie also nicht geradezu in seiner getäuschten Erwartung auf den Kehricht¬ haufen warf, ging doch bei der Anpflanzung so verkehrt wie möglich zu Werke. Einige steckten sie hier und da einzeln in die Erde, ohne sich weiter um sie zu kümmern. Andere glaubten das Ding noch klüger anzugreifen, wenn sie diese Kartoffeln beisammen auf einen Haufen schütteten und mit etwas Erde bedeckten. Da wuchsen sie nun zu einem dichten Filz in¬ einander. Nun mochten aber wohl die Herren vom Rat gar bald in Erfahrung gebracht haben, daß es unter den Empfängern viel lose Verächter ge¬ geben, die ihren Schatz gar nicht einmal der Erde anvertraut hätten. Darum ward in den Sommermonaten durch den Ratsdiener und Feld¬ wächter eine allgemeine und strenge Kartoffelschau veranstaltet und den widerspenstig Befundenen eine kleine Geldbuße aufgelegt. Das gab wiederum ein großes Geschrei und diente auch eben nicht dazu, der neuen Frucht an den Bestraften bessere Gönner und Freunde zu erwecken. Das Jahr nachher erneuerte der König seine wohltätige Spende durch eine ähnliche Ladung. Allein diesmal verfuhr man dabei höheren Orts auch zweckmäßiger, indenr zugleich ein Landreiter nütgeschickt wurde, der als ein geborener Schwabe des Kartoffelbaues kundig und den