242 so daß es eine Rrt von Schuppen bildet, unter dem Heu, holz und Ge¬ rätschaften vor Regen verwahrt werden. Die Türe steht angelweit offen; nur ein niederes Gatter mit einem Schnapper ist lose angelehnt, damit das Vieh nicht herein kann, vor Räubern und Dieben fürchtet sich der Rlmer b nicht; denn so hoch oben gibt es keine Schätze mehr zu stehlen. Nur wenn er sich weiter entfernt, versperrt er seine Wohnung mit einem einfachen holzschloß. Die Sennerin schasst mit Kübeln und Kesseln, bereitet das Stallfutter, besorgt das Melken; der Rlmbub ist Hüter der Herde, treibt sie aus weiden, 10 abgemähte wiesen und Heidegelände und führt sie abends wieder in den Stall. Beide essen die gekochte Milch und den Sterz aus einem Topfe am Herde; dann zünden sie, wenn es finster geworden ist, den Kienspan an. Sie bessert die schadhaften Stellen seiner Lodenkleider aus, die halten müssen bis zum heimfahren, er nimmt dafür ihre auf dem rauhen Rlpen- 15 boden wund gewordenen Schuhe zwischen die Kniee, zieht nach beiden Seiten den bepechten Draht aus und schmaucht eine pfeife dabei, erzählt Wilderergeschichten oder brummt ein Liedchen. Eintönig vergeht der Rbend. häufig stehen die Sennhütten nahe beisammen, so daß sie fast Dörfer bilden; dann herrscht unter den Sennern großer Gemeinsinn. In jedem so Zenndorse ist eine Person gewählt, die darauf zu sehen hat, daß die Parteien sich nicht gegenseitig an Weideplätzen, Heu und Streu benach¬ teiligen. Meist ist das eine ältliche Magd oder ein Mann, der noch die Obliegenheit hat, die Bewohner der Hütten zu den Gebetsstunden auf¬ zurufen. Da tritt er des Rbends, wenn in den fernen Tälern die Glocken 25 klingen, auf einen freien erhöhten Platz und singt durch einen Milchtrichter, damit es einen lauten Ton gibt, ein frommes Lied. Darauf kommen sie, besonders an den Samstagen, alle zusammen und verrichten gemeinschaftlich ihre Rndacht. > Gegen Rbend kommen die Tiere von allen Seiten mit ihren großen 30 Glocken und Schellen herangezogen, ernst und behäbig, besonders die Glockenträgerinnen, die sich auf diesen ihren Berus nicht wenig einbilden. Beim herannahen eines Gewitters werden die Herden oft scheu, und alle Kraft und Umsicht muß aufgeboten werden, um die in Sturm und Hagel wild umherfahrenden Rinder vor dem Rbstürzen zu bewahren und sie in 35 den Gewahrsam des Stalles zu bringen. Bös ist es auch, wenn Schnee¬ wetter eintritt; dann leidet das Vieh sehr unter Hunger, Nässe und Kälte oder verirrt sich an gefährliche Stellen, so daß die Leute wache halten müssen. Ist es aber schon spät im herbste, so besinnen sich die Sennen nicht lange, sondern rüsten sich zum Rusbruch. Der Tag, an welchem 40 Menschen und Tiere bekränzt von der Rlm in das Tal zurückkehren, ist ein wahres Fest. Die Krippen in den Ställen werden mit dem fettesten