162 Aber das Nest war von der Katze zerstört ganz und gar. So lief der Kleine mit dem Vogelbauer davon und kam mit einem Kopfkissen zurück. In das drückten sie eine Grube, legten das arme Wesen hinein, und es piepste vor Dankbarkeit. Die Kinder zogen sich hierauf zurück, damit die alten Spatzen Mut kriegen sollten, ihr Junges zu besuchen. Die Alten flatterten noch immer angstvoll draußen um den Dachgiebel; herein zu ihrem Kindbett- lein aber kamen sie nicht. Der Hansel strich, das Messer in der Hand, durch Haus und Stall. Er suchte die Katze. Nicht lange hernach berichtete die Agathl: „Jetzt ist der Vogel schon hin." Der kleine Jakobei beweinte den Todesfall, dann legte er den Toten in das Vogelbauer auf die Bahre. Mit Maßliebchen und anderen Blumen deckte er ihn zu und forderte seine Geschwister auf, daß sie mit ihm an der Bahre beten sollten wie damals, als die Großmutter gestorben war. Allein Agathl belehrte den Kleinen, der tote Vogel könne kein Gebet brauchen, denn Vögel hätten keine Seele. Darüber war der Jakoberl von neuem betrübt. „Armes Ding," sagte er, „hast dich unschuldigerweis' von der Katz' tot¬ beißen lassen müssen und kommst doch nicht in den Himmel." — „Was noch schlimmer ist," versetzte der Hansel, der unverrichteter¬ weise von der Katzenjagd zurückgekehrt war, „was noch schlimmer ist, die Katz' hat auch keine Seele und kann, wenn sie tot ist, gar nicht einmal in die Höh' kommen." Alsdann sind sie darangegangen, das Vöglein zu begraben. Draußen unter den Fichten haben sie mit einer Gartenschaufel das Grab gemacht. Als sie das Tierchen hineinlegten, flatterten zwischen den Fichten zwei Spatzen und kreischten laut. „Schaut's, Buben," sagte die Agathl, „das sind vom toten Vögerl der Vater und die Mutter." 61. Auch ein Pflegemütterchen. J. Sch. Aus dem Tierschutzkalender von 1904. „Großpapa, soll ich heute Karo sein?" — „Jawohl, mein kleines Mädchen, nur immer zu!" klang es von der Leiter herab, auf welcher der Großvater stand; denn er be¬ schnitt den Wein, der sich am Hause emporrankte. „Ja, dann muß ich mir aber auch eine Hundehütte bauen!" „Das tu nur, Frauenzimmerchen!" erwiderte der Großvater, „weißt du aber auch, woraus?" „O ja, aus dem Holzstoß hinten bei der Scheune."