4. Da sprach nach rechts der Kaiser mild: „Habt Dank, ihr frommen Knaben! Ihr sollt an mir den gnäd'gen Herrn, den güt’gen Vater haben! Und ob ihr armer Leute Kind und Knechtesöhne seid: In meinem Reiche gilt der Mann und nicht des Mannes Kleid." 5. Dann blitzt sein Blick zur Linken hin, wie Donner klang sein Tadel: „Ihr Taugenichtse, bessert euch! Ihr schändet euern Adel; Ihr seidnen Püppchen, trotzet nicht auf euer Milchgesicht! Ich frage nach des Manns Verdienst, nach seinem Namen nicht." 6. Da sah man manches Kinderaug' in frohem Glanze leuchten Und manches stumm zu Boden sehn und manches still sich feuchten. Und als man aus der Schule kam, da wurde viel erzählt, Wen heute Kaiser Karl gelobt, und wen er ausgeschmält. 7. Und wie’s der große Kaiser hielt, so soll man's allzeit halten Im Schulhaus mit dem kleinen Volk, im Staate mit den Alten: Den Platz nach Kunst und nicht nach Gunst, den Stand nach dem Verstand! So steht es in der Schule wohl und gut im Vaterland. 187. Schwäbische Kunde. Ludwig Uhland. Als Kaiser Rotbart lobesam Zum Heil'gen Land gezogen kam, Da mußt’ er mit dem frommen Heer Durch ein Gebirge, wüst und leer. 5 Daselbst erhub sich große Not; Viel Steine gab'S und wenig Brot, Und mancher deutsche Reitersmann Hat dort den Trunk sich abgetan. Den Pferden war's so schwach im Magen, 10 Fast mußt' der Reiter die Mähre tragen.' — Nun war ein Herr aus Schwabenland, Von hohem Wuchs und starker Hand; Des Rößlein war so krank und schwach, Er zog es nur am Zaume nach; 15 Er hätt’ es nimmer aufgegeben, Und kostet's ihn das eigne Leben.