10 Nachdem er noch in derselben Stunde das Sakrament em— pfangen, that er gegen niemand mehr den Mund auf, sondern ver— harrte in stillem Gebete bis gen Mitternacht, wo er selig in dem Herrn entschlief. L. Aurba eher. VRin Volksbüchlein. 1835. D. L. 8. 56 r. 13. Der Schnee. Ein Taglöhner, dem es sauer ward, sein täglich Stück Brot zu gewinnen, murrte oft über unsern Herrgott bei seiner strengen Arbeit, am meisten aber dann, wenn Schnee fiel und das Arbeiten noch mehr erschwerte; dieser sei doch zu gar nichts gut und nicht einmal von Gott erschaffen worden, weil er weder im Paradiese noch in der Arche Noe war. Einmal war er wieder im Walde, um Holz zu fällen, als der Schnee in dicken Flocken niederfiel. Fluchend suchte er Schutz in einer Felsenhöhle. Kaum ruhte er hier einige Augenblicke, so stand ein Engel vor ihm und fragte ihn, warum er gar so oft des Teufels gedächte, so selten aber unsers Herrgottes. Da meinte der Taglöhner, unser Herr denke auch nicht an ihn, und darum könne er nicht gut Freund mit ihm sein. Der Engel fragte nun, was denn Gott thun solle, damit er zufrieden wäre. Und der thörichte Mensch wünschte, daß statt des Schnees Mehl vom Himmel falle. Und sofort fiel das Mehl in dicken Wolken herab, und die Leute kamen und sammelten es und hatten nun Brot genug und arbeiteten nicht mehr. Als aber dem einen das Haus abbrannte und dem andern eine Mauer einfiel und weder Zimmermann noch Maurer Hand oder Fuß rühren mochte, kam es dahin, daß die Leute wie bei Erschaffung der Welt in Höhlen wohnen und zuletzt nackt wie die ersten Eltern gehen mußten. Die wilden Tiere vermehrten sich, und Hecken und Dörner, Gesträuche und Wald wucherten da empor, wo ehedem blühende Fluren und Wohnstätten waren. In diesem Elende erkannte nun auch der Taglöhner die Thorheit seines Wunsches und seinen Übermut, an der Weltordnung Gottes meistern zu wollen. Tieferschüttert sprang er von seinem Lager auf, um den Engel aufzusuchen, und — erwachte. Er trat hinaus vor die Höhle, und Schnee lag vor seinen Füßen. So warf er sich auf die Kniee und dankte dem Herrn, der ihn in einem Traumgesichte belehrt hatte. Und fortan war er mit seinem Schicksale zufrieden. Fr. Schönwerth. Sitten und Sagen der Oberpfalz. 1858. T. U. S. 137 ff. II. Aus Sage und Geschichte. 14. Philomon und Baueis. Durch das Lündehen Phrygien in Kleinasien zogen einst Zeus und Hermes, beide als Wanderer verkleidet. Sie wollten die Gast— freundlichkeit der Bewohner prüfen und Klopften an alle Thüren an;