— 101 — Meeresbecken erblickst du das Haus eines Kaufmanns am Abhange eines von Birken umbuschten Vorgebirges. Da liegen seine Packhäuser, seine Schiffe, seine Boote; da steigt der Rauch von zehn zerstreuten Fischerhütten über die niedrigen, narbigen Felsen, und zwischen ihnen blitzt das matte Grün eines Wiesenstrichs, durch den ein brausender Bach eilt. — Wenige Minuten, und alles ist verschwunden. Von neuem hat die Einöde dich aufgenommen, von neuem umschlingen dich dieselben Sunde, dieselben tiefschweigenden Wasser— spiegel, und von den hohen Fjelden rasen Windstöße nieder und fallen dich an mit der Wut wilder Tiere. Th. Mügge. Afraja. S. 5ff. 1) Helgeland — die südlichste Vogtei im Amt Nordland, Stift Dromsö. 2) Quänen — ein finnischer Stamm. 3) Alken Tordälken, Trottellummen und Papageitaucher), Möven Silber⸗/ Sturm⸗, Mantel⸗, Herings- und Stummelmöven), Scharben (Seeraben und Krähenscharben) bilden die Bewohner der nordischen Vogelberge. Val. Hölzel, Geographische Charakterbilder, Taf. 26: Hammerfest. 90. Das Nordkap. Die großen Hamburger Dampfboote fahren gewöhnlich südlich um die Magerö, so daß man das Nordkap nicht zu sehen bekommt; nur ausnahms— weise ist es dem Kapitän gestattet, den Kurs nördlich um das Kap zu nehmen. Die große Zahl der Reisenden begründete diesmal glücklicherweise die Aus— nahme. Nun erst verläßt man den Schärengürtel; rechts bleiben zwar die scharf— abgeschnittenen Berghöhen der Magerö nahe, zur linken hindert aber nichts mehr den Blick auf das weite Meer. Wir befinden uns in der nördlichen Breite von Nowaja Semlja und des Wrangellandes im sibirischen Eismeer, nämlich in 119 105. Verlängern wir unsern Meridian, so trifft er im Nor— den auf das Nordostland Spitzbergens, im Süden auf Athen. Mit gespannten Blicken schauen wir nach Osten, wo hinter dem letzten Vorberge das Nordkap auftauchen soll. Endlich tritt es hervor wie ein ungeheurer Keil, eisen— schwarz, von keinem Sonnenstrahl getroffen, sich in der bleiernen Flut spie⸗ gelnd. Die See scheint ganz ruhig, die am Kap aufspritzenden Wogen zeigen aäͤber genügend, daß dieses Eismeer in einem ewigen Wogen und Wallen ist. Tiefe Furchen und Rinnen stürzen nach Art von Kaminen überall senkrecht hinab zu der Brandung, die an einem Wall großer, übereinander getürmter Blöcke und Felsplatten aufschäumt. Oben ist der 295 Meter hohe Bergzug wie mit einem Messer abgeschnitten, doch leuchten ein paar Schneefelder herab. Auch einige der tiefen Runsen bergen noch Schnee bis zum Fuße der Höhe. Tausende von Möven umschwärmen wie Schneeflocken die schwarzen Wände, während auf der grauen Wasserfläche Scharben schwimmen und bei der Annäherung unsers Schiffes, erst einen Sprung in die Luft machend, kopfüber ins Wasser tauchen. Was, von Westen gesehen, wie die Schneide eines Keils erscheint, ist, wenn man es von Norden aus sieht, eine breite, zerklüftete Felswand, ein Medusenantlitz, das der europäische Kontinent dem Eismeer entgegenhält. Der Aunblick bleibt ein majestätischer Vergebens sagt man sich, daß die nahe, aber ganz niedrige Spitze Knivskjärodden, die nach Art eines