158 Der noch den Nußbaum pflanzen tät, Von dem sie manche schöne Nuß Herabgeworfen, als sie noch Zur Pfarre gingen, manche Nuß! — Sie segneten den guten Mann In seiner kühlen Gruft dafür Und knackten jede schöne Nuß Noch einmal in Gedanken auf. — Da rauscht das dürre Laub empor, Und sieh', ein alter Kriegesknecht Wankt durch den Eichenwald daher, Sagt: „Guten Abend!" wärmet sich Und setzt sich auf den Weidenstumpf. „Wer bist du, guter, alter Mann?" „Ich bin ein preußischer Soldat, Der in der Schlacht bei Kunersdorf Das Bein verlor und leider Gott's! Vor fremden Türen betteln muß. Da ging es scharf, mein liebes Kind! Da sauseten die Kugeln uns Wie Donnerwetter um den Kopf. Dort flog ein Arm und dort ein Bein! Wir Patschelten durch lauter Blut Im Pulverdampf. „Steht, Kinder, steht! Verlasset euren König nicht!" Rief Vater Kleist; da sank er hin. Ich und zwei Bursche trugen flugs Ihn zu dem Feldscher aus der Schlacht. Laut donnerte die Batterie. Mit einmal flog mein linkes Bein Mir unterm Leibe weg." — „O Gott! Sprach Hans und sahe Töffeln an Und fühlte sich nach seinem Bein, Mein Seel'! ich werde kein Soldat Und wandle lieber hinterm Pflug. Da sing' ich mir die Arbeit leicht Und spring und tanze wie ein Hirsch Und lege, wenn der Abend kommt, Mich hinterm Ofen auf die Bank. Doch kommt der Schelm Franzos zurück, Der uns die besten Hühner stahl Und unser Heu und Korn dazu, Dann nehm' ich einen roten Rock Und auf den Buckel mein Gewehr. Dann komm' nur her, du Schelm Franzos!" „Hans, sagte Töffel, lang' einmal Die Kiepe her. die hinter dir Im Riedgras steht, und gib dein Mann Von unserm Käs' und Butterbrot! Ich samml' indessen dürres Holz; Denn sieh, das Feuer sinket schon." Christoph Hölty. 19. Der Trompeter an 1. Von Wunden ganz bedecket, Der Trompeter sterbend ruht, An der Katzbach hingestrecket, Der Brust entquillt das Blut. 2. Brennt auch die Todeswunde, Doch sterben kann er nicht, Bis neue Siegeskunde Zu seinen Ohren bricht. 3. Und wie er schmerzlich ringet In Todesängsten bang, Zu ihm herüberdringet Ein wohlbekannter Klang. 4. Das hebt ihn von der Erde, Er streckt sich starr und wild; Dort sitzt er auf dem Pferde Als wie ein steinern Bild. der Katzbach (26. August 1813). 5. Und die Trompete schmettert — Fest hält sie seine Hand — Und wie ein Donner wettert Viktoria! in das Land. 6. Viktoria! — so klang es, Viktoria! — überall, Viktoria! — so drang es Hervor mit Donnerschall. 7. Doch als es ausgeklungen, Setzt die Trompet' er ab, Das Herz ist ihm zersprungen, Vom Roß stürzt er herab. 8. Um ihn herum im Kreise Hielt's ganze Regiment. Der Feldmarschall sprach leise: „Das heißt ein selig End'!" Julius Mosen.