287 3. „O könnt' ich heute mir den Rappen zäumen Und schwingen durch die Luft die Eisenbraut! Statt hier zu ruhen unter grünen Bäumen, Indes der Schlachtruf tönt durch Deutschland laut. 4. Mein deutsches Volk, in Eintracht treu verbunden, Wie stehst du da, von heil'ger Glut entflammt! So einig hab' ich dich noch nie gefunden; Drum wahr' die Freiheit, die vom Himmel stammt! 5. In diesem Zeichen wirst du wahrlich siegen! Bald soll der Feind verlernen Hohn und Spott, Die frechen Franken müssen unterliegen; Es ist ein heil'ger Krieg, mit uns ist Gott!" 6. Der Sänger schwieg. Wie fühlt' mein Herz ich schlagen! Ich schmückte mir mit Eichenlaub den Hut Und sprach beim Abschied ernst: „Den Kampf zu wagen, O Gott im Himmel, schenk' uns Kraft und Mut!" Gesky. 55. Rotbarts Abschied. 1. Der Kaiser Barbarossa Ruht schlummernd tief im Schloß, Und um ihn liegen, trunken Vom Zauber, Mann und Roß. 2. Seit siebenhundert Jahren Lehnt er im Dämmerschein Am Tisch; sein Bart umwuchert Wie graues Moos den Stein. 3. Da stürmt in raschem Laufe Zum Saal herein der Zwerg. „Herr Kaiser, auf! die Raben Verlassen Burg und Berg!" 4. Das Haupt, das müde, hebet Halb träumend noch der Stauf; Er reibt den Schlaf vom Auge, Er springt vom Sessel auf, 5. Erfaßt das Schwert und schlägt es An seinen Schild von Gold, Daß weithin durch die Wölbung Ein Schlachtendonner rollt. 6. Die Ritter und die Knappen, Sie fahren rasselnd auf; Sie springen in den Sattel Und sammeln sich zuhauf. 7. Es flattern stolze Banner; Drommeten geben Schall. Über die Brücke reiten Sie fort mit dumpfem Hall. 8. Doch plötzlich hemmt der Kaiser Das Roß und blickt ins Thal. Umblitzt von Waffen wogen Dort Männer ohne Zahl. 9. Zu Fuß, zu Roß, mit Wagen Und Feuerschlünden zieht Der Deutschen Heer vorüber Und singt ein Siegeslied. 10. Aus tausend Kehlen brauset Wie Sturm zum Himmelsdom Das Lied vom Rhein, der völlig Geworden Deutschlands Strom.