62 sein Hämmerlein aus der Tasche und nagelte das Brett fest. Vas sah der Dorfschulze. Ihm schien es sonderbar, daß der landfremde Mensch das Brett nicht los sehen konnte, das doch selbst der Eigentümer des Gartens wohl zwanzigmal so gesehen hatte, ohne es festzumachen. Er wollte ihn anreden, aber der Bursche war fort, ehe er ihm nahe genug kam. Ein paar Stunden darauf ging der Schulze in die Dorfschenke. Sogleich fiel ihm der junge Mann ins Gesicht. Er saß ganz allein an einem Tischchen und verzehrte sein Abendbrot. „Ei, willkommen!" rief der Schulze, „treffen wir uns hier, guter Freund?" — Der junge Mann stutzte, sah ihm steif ins Gesicht und wußte nicht, woher die Bekanntschaft kam. „Ist Er nicht der junge Wanderer," fragte der Schulze, „der diesen Abend da draußen am Wege das Brett an einer Gartentür festgemacht hat?" „Ja, der bin ich." „Nun gut, so kommt, Nachbar Hans," sagte der Schulze zu dem Eigen¬ tümer des Gartens, der zufällig auch zugegen war, „kommt und bedankt Euch bei dem wackern Fremdlinge! Er hat im Vorbeigehen Euere zer¬ brochene Gartentür repariert." Nachbar Hans schmunzelte, sagte seinen Dank, setzte sich neben dem Schulzen traulich zu dem Fremdlinge, und alle Gäste lauschten auf ihr Gespräch. Es betraf das Handwerk, die Wanderungen und Kundschaften desselben, und in allen erwachte der einmütige Wunsch, ihn zum Gemeindeschmied zu bekommen, weil allen der Zug von gemeinnütziger Denkart gefallen hatte. Hämmerlein mußte bleiben, und da er schon am folgenden Morgen einen Beweis von seiner Geschicklichkeit in der Vieharzneikunde und im Beschläge gab, so war nur eine Stimme für ihn: „Dieser und kein anderer soll Gemeindeschmied werden." Man schloß den Vertrag mit ihm ab, und Meister Hämmerlein war unvermutet Schmiedemeister eines großen Dorfes, das er wenige Stunden zuvor auch nicht einmal dem Namen nach gekannt hatte. Sage mir nun noch einer: „Wer ungebeten zur Arbeit geht, geht ungedankt davon!" Zu seiner Besoldung gehörte unter andern ein Grundstück, das er alljährlich mit Kartoffeln oder andern Gemüsepflanzen bestellte. Als er den Acker zum erstenmal in Augenschein nahm, bemerkte er auf dem Fahrwege verschiedene Löcher, in welche die Wagen bald rechts, bald links schlugen. „Warum füllt ihr doch die Löcher nicht mit Steinen aus?" fragte Meister Hämmerlein die Nachbarn, welche ihm den Acker zeigten. „Man kann immer vor andern Arbeiten nicht dazu kommen," sagten diese. Was tat aber Meister Hämmerlein? So oft er aus seinen Acker ging, las er von ferne schon Steine zusammen und schleppte deren oft beide Arme voll bis zu den Löchern. Die Bauern lachten, daß er,