351 5. Das ist genug für Bauers- Ieute, Wir danken Gott dafür Und halten offne Tafel heute vor allen Sternen hier. 6. Es präsidiert bei unserm Mahle Der Mond, so silberrein, Und guckt von oben in die Schale Und tut den Segen drein. 7. Nun, Kinder, esset! eßt mit Freuden, Und Gott gefegn’ es euch! Sieh, Mond, ich bin wohl zu beneiden, Bin glücklich und bin reich! Matthias Claudius. J86. Abeudlied. 1. Der Mond ist aufgegangen, Die goldnen Sternlein prangen Um Himmel hell und !Iar; Der Wald steht schwarz und schweiget Und aus den Wiesen steiget Der weiße Nebel wunderbar. 2. Wie ist die Welt so stille Und in der Dämmrung hülle So traulich und so hold, Uls eine stille Kammer, Wo ihr des Tages Jammer verschlafen und vergessen sollt! 3. Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen Und ist doch rund und schon. So sind wohl manche Sachen, Die wir getrost belachen, Weil unsre Äugen sie nicht sehn. 4. Wir stolze Menschenkinder Lind eitel arme Sünder Und wissen gar nicht viel; Wir spinnen Luftgespinste Und suchen viele Künste Und kommen weiter von dem Ziel. 5. Gott, laß dein heil uns schauen, Uuf nichts vergänglich^ trauen, Nicht Eitelkeit uns freun! Laß uns einfältig werden Und vor dir hier auf Erden Wie Kinder fromm und fröhlich sein! 6. Wollst endlich sonder Grämen Nus dieser Welt uns nehmen Durch einen sanften Tod! Und wenn du uns genommen, Laß uns in Himmel kommen, Du, unser Herr und unser Gott! 7. So legt euch denn, ihr Brüder, In Gottes Namen nieder! Kalt ist der Ubendhauch. verschon' uns, Gott, mit Strafen Und laß uns ruhig schlafen Und unsern kranken Nachbar auch! Matthias Claudius.