I. Erzählungen, Fabeln nnd Schwänke, rNärchen und Sagen. a) Erzählungen. 1. Das war für mich! Nach G. H. von Schubert, Erzählungen. In manchen großen Städten, namentlich von Italien, doch auch hin und wieder von Deutschland, giebt es gesellschaftliche Verbindungen von guten, frommen Leuten, die es sich znm Geschäft machen, arme Not¬ leidende und Kranke aufzusuchen und diesen ihr Elend auf alle Weise zu lindern. Die Männer und Frauen, welche zu jenen Verbindungen gehören, sind zum Teil Leute ans sehr hohen, gebildeten Ständen; aber in der Hülle ihrer Ordenskleidung sehen sie alle einander gleich; der alltägliche Stand wird da vergessen über dem festtäglicheren Beruf, der Leidenden sich zu erbarmen. Einmal hat es in der großen, schönen Kaiserstadt Wien sich zu¬ getragen, daß ein Bruder von solch einem barmherzigen Orden in das Zimmer eines vornehmen Kaffeehauses hineintrat, in welchem mehrere ansehnliche, reiche Leute um einen Tisch saßen. Man konnte es dem Mann in seiner Ordenstracht nicht ansehen, wer er im Gewände des gewöhnlichen Lebens sei; daß er aber von wahrhaft hoher Bildung war, bewies bald nachher sein Benehmen. Der Ordensbruder näherte sich einem der Gäste, welche dort am Kaffeetische beisammen saßen. Er klapperte ein wenig mit seiner eisernen Almosenbüchse nnd sprach einige Worte, die wohl manchen gerührt hätten; der stumme Gast aber that, als sähe und hörte er nichts von dem allen. So trat er zum zweiten, zum dritten: keiner hörte auf ihn; nur der vierte fuhr mit der zornigen Antwort heraus: „Siehst du denn nicht, daß wir hier gerade sehr beschäftigt sind?" Beschäftigt auf ihre Weise waren die Leute allerdings; sie spielten mit Karten und zwar so hoch, daß alle ihre Gedanken an Gewinn