250 A. Epische Poesie. II. Erzählungen,Balladen,Romanzen. Fontane: D.a.Ziethen. 177. Der alte Ziethen, fl- 1786.) Von Theodor Fontane. Männer und Helden. Acht Preußenlieder. Berlin, 1850. 1. Joachim Hans von Ziethen, Husarengeneral, Dem Feind die Stirne bieten That er die hundert Mal'; Sie haben's all' erfahren, Wie er die Pelze wusch, Mit seinen Leibhusaren Der Ziethen aus dem Busch. 2. Hei, wie den Feind sie bleuten Bei Lowositz und Prag, Bei Liegnitz und bei Leuthen Und weiter Schlag auf Schlag! Bei Torgau, Tag der Ehre! Ritt selbst der Fritz nach Haus, Doch Ziethen sprach: „Ich kehre Erst noch mein Schlachtfeld aus." 3. Sie kamen nie alleine, Der Ziethen und der Fritz; Der Donner war der Eine, Der Andre war der Blitz; Es wies sich Keiner träge, Drum schlug's auch immer ein, Ob warm', ob kalte Schläge, Sie pflegten gut zu sein. — 4. Der Friede war geschloffen, Doch Krieges Lust und Qual, Die alten Schlachtgenossen Durchlebten's noch einmal: Wie Marschall Daun gezaudert Und Fritz und Ziethen nie, Es ward jetzt durchgeplaudert Bei Tisch in Sanssouci. 5. Einst möcht' es ihm nicht schmecken, Und sieh, der Ziethen schlief; Ein Höfling will ihn wecken — Der König aber rief: „Laßt schlafen mir den Alten, Er hat in mancher Nacht Für uns sich wach gehalten — Der hat genug gewacht." — 6. Und als die Zeit erfüllet Des alten Helden war, Lag einst, schlicht eingehüllet, Hans Ziethen, der Husar; Wie selber er genommen Die Feinde stets im Husch, So war der Tod gekommen Wie Ziethen aus dem Busch. 178. Die Weissagung. (1777.) Don Franz Oebeke. Aus dem Programm des Aachener Gymnasiums, 1837 1. Im Sinnen tief verloren Der König Friedrich saß; Neu wider ihn verschworen, Regt sich der Feinde Haß. Er sieht die Wetter thürmen, Die Völker schreckenbleich; Ihm bangt nicht vor den Stürmen, Es kümmert ihn sein Reich. 2. „Was frommt's, daß ich dem Drachen So manches Haupt zerschlug? Stets gähnen neue Nachen, Stets brüllt er grimmern Fluch. Ich dacht', er hätt' gespüret Schwer meines Arms Gewicht; Ich dacht', was mir gebühret, Begehrt' er ferner nicht. 3. Doch seh' ich wieder wetzen Ihn Zähn' und Klauen wild, Mich selbst möcht' er zerfetzen, Umstürzen meinen Schild. Wenn so bei meinem Leben Sein Ingrimm immer kehrt, Wie wird den Kamm er heben, Schreckt ihn nicht mehr dies Schwert!" 4. Er brütet in Gedanken, Sein Herz ist sorgenschwer; Aus ihren dunkeln Schranken Droht schwarz die Zukunft her: „O, blüh' am Zollernstamme Hervor, du starker Sproß, Des Ruhm gleich einer Flamme Wächst in des Sturms Getos!"