264 Weltgeschichte. — 222. Alexander der Grotze. Weisung soll Alexander vor dem Stolz und der Seelengröße des Mannes eine solche Hochachtung bekommen haben, daß er zu seinen Begleitern, die beim Weggehen über die Antwort scherztet! und lachten, äußerte: „Wahrlich, wenn ich nicht Alexander wäre, möchte ich wohl Dio¬ genes sein." 3. Alexander und das Orakel. Am den Apollo wegen des Feldzugs gegen die Perser zu befragen, begab sich Alexander nach Delphi. Aber zufällig waren es gerade un¬ günstige Tage, an welchen keine Orakel erteilt werden durften. Er ließ nun zuerst die Oberpriesterin rufen. Als diese aber sein Verlangen abschlug, weil das Gesetz es verbiete, zog er sie mit Gewalt zum Tempel hin- Als sie sich nicht mehr wehren konnte, rief sie aus: „Mein Sohn, du bist doch unüberwindlich!" Da sagte Alexander, er brauche nun weiter keine Weissagung; denn er habe schon ein Orakel, wie er es günstiger nicht wünschen könne. Nach Plutarck- 4. Alexander und sein Arzt Philippus. In der Stadt Tarsus erkrankte Alexander gefährlich, entweder infolge der ausgestandenen Mühseligkeiten, oder weil er, noch ganz er¬ hitzt, ^sich in dem Kydnus gebadet hatte, der sehr kaltes Wasser hat- Der König wurde von Krämpfen, gewaltiger Hitze und anhaltender Schlaflosigkeit befallen. Keiner der Ärzte getraute sich, die Heilung zu übernehmen; überzeugt, daß jedes Heilmittel erfolglos bleiben werde, fürchteten sie im Falle eines schlimmen Ausgangs die Vorwürfe und Be¬ schuldigungen der Mazedonier. Endlich entschloß sich Philippus, teils inl Vertrauen auf seine Freundschaft, teils weil er sich's zur Schande rechnete, wenn er nicht mit seinem Könige die Gefahr teilen und selbst mit Hintansetzung seines Lebens das Äußerste versuchen wollte, für ihn ein Arzneimittel zu bereiten; er beredete ihn, es ohne Bedenken zu nehmen, wenn ihm daran gelegen sei, zur Fortsetzung des Krieges bald wieder zu Kräften .zu kommen. Inzwischen schickte der Feldherr Parmenio dem Könige aus dein Lager einen Brief und warnte ihn, dem Philippus zu trauen, weil er von Da"Ius durch große Schätze und das Versprechen einer Vermählung mit dessen Tochter bestochen sei, den Alexander aus dem Wege zu räumen. Nachdem Alexander den Brief gelesen hatte, legte er ihn unter sein Kopf¬ polster, ohne ihn einem seiner Freunde zu zeigen. Als Philippus eintrat