385 101. Der Pilgrim vor St. Inst. 3. Und Omar blickt ihn finster an und spricht: „Erkennst du nun, wie sehr Vergeblich ist vor unserm Gott der Götzendiener Gegenwehr?" Und Harmosan erwidert ihm: „In deinen Händen ist die Macht; Wer einem Sieger lviderspricht, der widerspricht mit Unbedacht. 4. Nur eine Bitte wag' ich noch, abwägend dein Geschick und meins: Drei Tage focht ich ohne Trunk, laß reichen einen Becher Weins!" Und auf des Feldherrn leisen Wink steht ihm sogleich ein Trunk bereit; Doch Harmosan befürchtet Gift und zaudert eine kleine Zeit. 5. „Was zagst du?" ruft der Sarazen, „nie täuscht ein Moslem seinen Gast; Nicht eher sollst du sterben, Freund, als bis du dies getrunken hast!" Da greift der Perser nach dem Glas und, statt zu trinken, schleudert hart Zu Boden er's auf einen Stein mit rascher Geistesgegenwart. 6. Und Omars Mannen stürzen schon mit blankem Schwert auf ihn heran, Zu strafen ob der Hinterlist den allzuschlauen Harmosan; Doch wehrt der Feldherr ihnen ab und spricht sodann: „Er lebe fort! Wenn was auf Erden heilig ist, so ist es eines Helden Wort." August von Platen. 101. Der Aikgrim vor St. Just. 1. Nacht ist's, und Stürme sausen für und für; Hispanische Mönche, schließt mir auf die Thür! 2. Laßt hier mich ruhn, bis Glockenton mich weckt, Der zum Gebet euch in die Kirche schreckt! 3. Bereitet mir, was euer Haus vermag, Ein Ordenskleid und einen Sarkophag! 4. Gönnt mir die kleine Zelle, weiht mich ein, Mehr als die Hälfte dieser Welt war mein. 5. Das Haupt, das nun der Schere sich bequemt, Mit mancher Krone ward's bediademt. 6. Die Schulter, die der Kutte nun sich bückt, Hat kaiserlicher Hermelin geschmückt. 7. Nun bin ich vor dem Tod den Toten gleich Und fall' in Trümmer, wie das alte Reich. August von Platen.