Blüthgen: Weihnachtsmärchen. Kuhn: Der Wolf angelt. 69 „Ach was! Man hat selber fünf Kinder." Es ist das ein etwas dünn angezogener Mann, der ein paar kleine Päckchen mit langem Arm in die Seite preßt, da rennt er nun hin! In den Buden wird jetzt eingepackt. Die Glocken läuten, der Lichter werden immer weniger. Dafür sieht man in ein paar Fenstern brennende Christbäume. Das Kind steht noch immer auf der rlämlichen Stelle, jetzt kommt ein Junge die Straße her, derselbe, der Schnarren zu verkaufen hatte. Er hält noch eine Schnarre zwischen den Zähnen und zählt eifrig Geld aus der Tasche in die Hand. „Mir auch! Mir auch!" Der Junge fährt auf und sieht das Paar in dem Torwinkel. „Gott bewahre," spricht er mitleidig durch die Zähne, welche die Schnarre halten. „Da hast du den Waldteufel, es ist der letzte. Dreh mal — so, Kleiner! Auf den Waldteufel soll es mir nicht ankommen, das Geld brauchen wir freilich." Das Kind lächelt ein wenig und läßt schüchtern den Waldteufel schnarren, und der Junge nickt ihm gutherzig zu, dann geht er weiter und fährt fort zu zählen. Er sieht nicht, wie das Kind hinter ihm drein kommt mit den nackten Beinchen. Nun steht er in einer Stube, — das ist ein Loch mit einem Ofen, einem Tische, einer Bank, einer Bettstelle, einem Strohbund und einem Häufchen Lumpen, welches dasselbe bedeutet wie bei anderen Leuten der Kleiderschrank. Im Bett liegt eine kranke Frau. „Alles verkauft, bis auf einen, Mutter," sagt der Junge. Und plötzlich: „Gott, das brennt ja wohl nebenan?" Durch die Ritzen in der Tür fällt Lichtschein. Der Knabe springt zu ihr hin und öffnet. Da steht das Kind mit dem Kätzchen im Flur, in der Hand die Schnarre. Es steht da in einem zitternden und geheimnisvollen Licht¬ glanz, der gleichsam die Haut und die Lumpen an ihm durchtränkt. Die tiefen Augen sind voll Liebe, und der kleine Mund lächelt. „Selig sind die Barmherzigen," sagt es. Der Glanz dunkelt wieder — es ist verschwunden. 3?. Der Wolf angelt. Ad. Kuhn. Märkische Sagen und Märchen, gesammelt. Aus „Ttermärchen, für die Jugend ausgewählt vom Hamburger Jugendschriftenausschuß". Leipzig. Das war einmal eines Winters, da war's sehr kalt und gab wenig zu fressen; da ging der Fuchs im Walde umher und sann, wie er sich Nahrung verschaffte. Wie er noch so geht, sieht er einen Fuhr-