Schack. 257 mag. Hätten hier am Kephissos und Jlissos nicht die größten Helden, Dichter, Weisen und Künstler der Welt gelebt, diese von hochragenden Felshöhen umkränzte, in flutumrauschte Vorgebirge auslaufende Ebene würde manche Nebenbuh¬ lerinnen auf der Erde haben. Allein der Gedanke, daß hier Sophokles gedichtet, hier Phidias dem Marmor gött¬ liche Gestalten entlockt, hier in Munichion und im Piräus Themistokles die Trieren gerüstet, ans denen die größte Freiheitsschlacht der Welt gestritten wurde, entrückt die Gegend von Athen sofort allen Vergleichen. Die Erinne¬ rung an die großen Taten des Schwertes und des Geistes, die hier geschehen, verklärt die Lüste über unserem Haupt zu reinem Kristallglanz, breitet tieferes Blau über die Wogen, umstrahlt die Berggipfel mit einem überirdischen Licht. 157. Granada und die Alhambra. Die südliche Vegetation bei Valencia ist allerdings sehr üppig, es schwimmt wahrhaftig in einem Meer von Grün; allein malerisch kann die Gegend nicht genannt wer¬ den. Wie ganz anders ist das in Granada, wohin ich mich von dort begab, und wo ich dann mehrere Monate ver¬ brachte. Meinen Aufenthalt daselbst hätte ich auch nicht um eine Stunde verkürzt sehen mögen. Nirgends kann man wie dort bald in romantischen Tälern beim Rauschen der Gebirgsbäche träumen, bald von hohen, mit Blüten¬ gerank überdeckten Felshängen zu schöngeschwungenen Ge¬ birgen hinüber schauen, auf welche die Sonne die ganze farbige Magie ihrer Strahlen hinabgießt. Gibt es noch einen andern Ort, wo sich so die Vegetation des Südens mit der des Nordens vereinigt, wo zugleich der Genius des Orients sich in den Palmenwipfeln wiegt und die Elfen des Abendlandes unter Erlenbüschen ihren Reigen ziehen? Aber das Herrlichste habe ich noch nicht erwähnt, die Alhambra mit ihrem Löwenhof, ihren von schlanken Säul- chen getragenen Hallen und ihren Balkönen, von denen der