210 Märchen, Erzählungen, Sagen, Fabeln und Parabeln. ich will's einmal lernen; deshalb bin ich ja ausgezogen." Er ließ dem Wirt auch keine Ruhe, bis dieser erzählte, nicht weit davon stände ein verwünschtes Schloß, wo einer wohl lernen könnte, was Gruseln wäre, wenn er nur drei Nächte darin wachen wollte. Der König hätte dem, der's wagen wollte, seine Tochter zur Frau versprochen, und die wäre die schönste Jungfrau, welche die Sonne beschiene; in dem Schlosse steckten auch große Schätze, von bösen Geistern bewacht, die würden dann frei und könnten einen Armen reich genug machen. Schon viele wären wohl hinein, aber noch keiner wieder herausgekommen. Da ging der Junge am anderen Morgen vor den König und sprach: „Wenn's er¬ laubt wäre, so wollte ich wohl drei Nächte in dem verwünschten Schloß wachen." Der König sah ihn an, und weil er ihm gefiel, sprach er: ,,Du darfst dir noch dreierlei ausbitten, aber es müssen leblose Dinge sein, und darfst das mit ins Schloß nehmen." Da antwortete er: „So bitt' ich um ein Feuer, eine Drehbank und eine Schnitzbank mit dem Messer!" Der König ließ ihm das alles bei Tag in das Schloß tragen. Als es Nacht werden wollte, ging der Junge hinauf, machte sich in einer Kammer ein Helles Feuer an, stellte die Schnitzbank mit dem Messer daneben und setzte sich auf die Drehbank. „Ach, wenn mir's nur gruselte!" sprach er, „aber hier werd' ich's auch nicht lernen." Gegen Mitternacht wollte er sich sein Feuer einmal aufschüren; wie er so hineinblies, da schrie's plötzlich aus einer Ecke: „Au, miau! was uns friert!" „Ihr Narren," rief er, „was schreit ihr? Wenn euch friert, kommt, setzt euch ans Feuer und wärmt euch!" And wie er das gesagt hatte, kamen zwei große schwarze Katzen in einem gewaltigen Sprunge herbei, setzten sich ihm zu beiden Seiten und sahen ihn mit ihren feurigen Augen ganz wild an. Aber ein Weilchen, als sie sich gewärmt hatten, sprachen sie: „Kamerad, wollen wir nicht ein bißchen Karten spielen?" „Warum nicht?" antwortete er, „aber zeigt einmal eure Pfoten her!" Da streckten sie die Krallen aus. „Ei," sagte er, „was habt ihr lange Nägel! Wartet, die muß ich euch erst abschneiden." Damit packte er sie beim Kragen, hob sie aus die Schnitzbank und schraubte ihnen die Pfoten fest. „Euch habe ich auf die Finger gesehen," sprach er, „da vergeht mir die Lust zum Kartenspiel," schlug sie tot und warf sie hinaus ins Wasser. Als er aber die zwei zur Ruhe gebracht hatte und sich wieder zu seinem Feuer setzen wollte, da kamen aus allen Ecken und Enden schwarze Katzen und Äunde an glühenden Ketten, immer mehr und mehr, daß er sich nicht mehr bergen konnte; die schrien greulich, traten ihm auf sein Feuer, zerrten es auseinander und wollten es aus-