— 552 Prosa. P. Sprüche in Prosa. Der Tugenden, die Ihn schmückten, der Siege, die Er auf den Schlacht— feldern errungen hat, wird dankbar gedacht werden, solange deutsche Herzen schlagen, und unvergänglicher Ruhm wird Seine ritterliche Gestalt in der Geschichte des Vaterlandes verklären. Auf den Thron Meiner Väter berufen, habe Ich die Regierung im Auf— blick zu dem König aller Könige übernommen und Gott gelobt, nach dem Beispiele Meiner Väter Meinem Volke ein gerechter und milder Fürst zu sein, Frömmigkeit und Gottesfurcht zu pflegen, den Frieden zu schirmen, die Wohlfahrt des Landes zu fördern, den Armen und Bedrängten ein Helfer, dem Rechte ein treuer Wächter zu sein. Wenn Ich Gott um Kraft bitte, diese königlichen Pflichten zu erfüllen, die sein Wille mir auferlegt, so bin Ich dabei von dem Vertrauen zum preußischen Volke getragen, das der Rückblick auf Unsere Geschichte Mir gewährt. In guten und in bösen Tagen hat Preußens Volk stets treu zu seinem Könige gestanden; auf diese Treue, deren Band sich Meinen Vätern gegen— über in jeder schweren Zeit und Gefahr als unzerreißbar bewährt hat, zähle auch Ich in dem Bewußtsein, daß Ich sie aus vollem Herzen erwidere als treuer Fürst eines treuen Volkes, beide gleich stark in der Hingebung für das gemeinsame Vaterland. Diesem Bewußtsein der Gegenseitigkeit der Liebe, die Mich mit Meinem Volke verbindet, entnehme Ich die Zuversicht, daß Gott Mir Kraft und Weisheit verleihen werde, Meines königlichen Amtes zum Heile des Vaterlandes zu walten. 144. P. Sprüuche in Prosa. Von M. v. Ebner-Eschenbach. „Aphorismen.“ Berlin 1900. Ein Urteil läßt sich widerlegen, aber niemals ein Vorurteil. Der Hochmut ist ein plebejisches Laster. Je mehr du dich selbst liebst, je mehr bist du dein eigener Feind. Die meiste Nachsicht übt der, der die wenigste braucht. Wer sich an seine eigene Kindheit nicht mehr deutlich erinnert, ist ein schlechter Erzieher. Sei deines Willens Herr und deines Gewissens Knecht.