412 2 erst wenn Napoleon geschlagen worden, dürften Unterstützungen nach Wavre umkehren, und dem Heertheil von Thielmann ließ er wissen, er habe dem Feind nach Kräften zu widerstehen. Auf Wellingtong linkem Flügel, wo die Vereinigung der beiden Heere sich bewerkstelligen mußte, drängten sich jetzt die wichtigsten Bezüge des Tages zusammen. Der General von Müffling, der sich preußischerseits im Hauptquartiere Wellingtons befand und zwischen beiden Heerführungen das Zusammenwirken thätigst förderte, begab sich selbst dahin, wo e schon frühmorgens die Gegend erkundet und für den preußischen Anmarsch und Angriff die leitenden Angaben und Wellingtons volle Zustimmung an Blücher und Bülow gesandt hatte; er ordnete die Maßregeln zur beschleunigten Annãäherung und Einwirkung der Preußen, nach deren Erscheinen vielfach verlangt und gefragt wurde. Doch Wellington felbst, voll un erschütterlichen Vertrauens in Blüchers Wort, ließ in dieser Hinsicht weder Besorgniß noc Ungeduld blicken, und kein Zweifel, keine Frage solcher Art unterbrach die entschlossene Ruhe seiner strengen Fassung. Endlich zeigten sich die ersten Truppen des Heertheiles von Ziethen, durch wiederholte Botschaften in ihrem Marsche beschleunigt, auf dem linken Flügel Wel⸗ lingtons von Ohain her im Anrücken. Sogleich brachen nun sechs Regimenter englischet Reiterei, welche bisher auf dem linken Flügel gehalten hatten, zur Unterstützung der har bedrängten Mitte der englischen Schlachtordnung auf, wo sie im rechten Augenblicke zum el folgreichen Einhauen anlangten. Inzwischen hatte der Feind seine Stärke gegen Wellingtons linken Flügel beträchtlich vermehrt und drang nun, nach dem Abrücken jener Reiterei, deren nahe Ersetzung durch die Preußen er noch nicht wahrnehmen konnte, nachträglich in den Raum vor, welcher die beiden verbündeten Heere noch trennte; die Franzosen nahmen das Dorf Papelotte wieder, zu gleicher Zeit griffen sie das Dorf Frichemont heftig an und schoben sich demnach zwischen die Truppen von Bülow und das Heer Wellingtons immel mehr trennend vor. In diesem gefahrvollen Augenblicke, gegen 7 Uhr, treffen die erstel Truppen Ziethens, durch Müfflings Angaben fördersamst geleitet, auf dem Kampfplatz ein, Ziethen selbst an der Spitze seiner ersten Brigade, mit der ganzen Reiterei und dem Geschütze seines Heertheiles; er erstürmt mit zwei Bataillonen das Dorf Papelotte und bereitet sich M stärkerem Vordringen. Napoleon jedoch wankt noch immer nicht, er sieht die Truppen Blüchers immer furchtbarer auftreten, allein sein hartnäckiger Eifer verzichtet noch nicht auf den Sieg, ein letzter verzweifelter Schlag soll ihn entscheiden. Bereits hatte er die junge Garde nach Planchenois geworfen, um das den Preußen wieder entrissene Dorf zur Sicher heit seiner rechten Flanke sestzuhalten; jetzt läßt er die alte Garde, den Kern seiner Truppen zwölf Bataillone, zur Durchbrechung der Schlachtordnung Wellingtons auf deren Mitte im Sturme vorrücken, zusammengedrängt, das Gewehr im Arm, ohne Schuß, unter Anführung des Marschalls Ney, während zugleich die ganze französische Linie überall zum neuen Au griff übergeht. Doch Wellington stellte der vordringenden Garde sechs englische Bataillons in zwei Gliedern aufmarschiert entgegen, deren mörderisches Gewehrfeuer ganze Reihen des dichtgescharten Feindes niederstreckt; zugleich richtet alles Geschütz seine Wirkung gegen diese Masse, von allen Seiten wenden sich die Truppen zu diesem Kampfe, dem blutigsten des Tages. Ganze Scharen werden vernichtet; die große Menge der Verwundeten, welche dem Gefecht entweichen, gibt auf beiden Seiten den Anschein einer Flucht. Die französische Garde trotz ihres ungeheueren Verlustes, rückt immer vor, ihrem gewaltigen Ungestüme scheint nichts widerstehen zu können, die Engländer weichen auf mehreren Punlten, ihr Geschütz stellte das Feuern ein. In diesem Drange rückt Ziethen über Papelotte hervor, laͤßt 24 Stuck Geschüt in den Feind schmettern und führt seinen Hauptangriff in Sturmschritt, unter dem Wirbeln aller Trommeln, die Höhe von Belle⸗Alliance zur Richtung nehmend, unaufhaltsam vorwärts Diese Bewegung ist entscheidend, der Feind, auf dem Winkel seiner beiden Kampflinien durch⸗ brochen, beginnt auf beiden zu weichen. Schon aber hat gleichzeitig auch Wellington die Truppen seines weniger bedrängten rechten Flügels nach der Mue gezogen, seine Reitert jusammengebracht, und geht nun selbst wieder zum entschlossensten Angriff über. Er befiehlt seiner ganzen Schlachtordnung ein allgemeines Vorrückenn Die französische Garde, dem all eitigen Sturme erliegend, geräth in Unordnung und flieht, vier Bataillous, die am meisten