friedlich Bodenltedt. -8K 1. Lieder des ITlirza-Sdiaify. Freundschaft. Mirza-Schaffy kam einst auf einer Reise Zu einem reichen Mann. Da sprach der Weise: „Ich will dein Gast für heut' und morgen bleiben, Hilf mir die Zeit nun angenehm vertreiben; Bereit' ein Fest, lad' gute Freunde ein, Wir wollen froh und guter Dinge sein!" „Ich habe keine Freunde!" sprach der Mann. Mirza Schaffy sah ihn verwundert an: „So darf ich nicht dein Dach zum Obdach wählen, Dem selbst beim Reichtum gute Freunde fehlen!" Er schüttelte den Staub von seinen Füßen, Berließ beu Reichen, ohne ihn zu grüßen, Sprach: „Wem der Himmel keinen Freund beschert, Weh ihm! der Mann ist keines Grußes wert." Wohl besser ist's, ohn' Anerkennung leben Und durch Verdienst des Höchsten wert zu sein, Als unverdient zum Höchsten sich erheben, Groß vor der Welt und vor sich selber klein. Der kluge Mann schweift nicht nach dem Fernen, Um Nahes zu finden, Und seine Hand greift nicht nach den Sterne::, Um Licht anzuzünden. Die schliminsten Schmerzen sind auf Erden, Die ausgeweint und ansgeschwiegen werden.