69 Da^ ich von ir gescheiden niht enkan, da^ hat ir schcene und ir güete gemachet und ir roter munt, der so lieplichen lachet. Daß ich ihr folge und anders nicht kann, Das hat die Güte, die Schöne gemachet Und ihr roter Mund, der so minniglich lachet. Ich han den muot und die sinne gewen¬ det an die reinen, die lieben, die guoten. Da^ müe^ uns beiden wol werden vol- endet, swes ich getar an ir hulde gemuoten. Swa^ ich fröiden zer werlde ie gewan, da^ hat ir schcene und ir güete gemachet und ir roter munt, der so lieplichen lachet. Hab' ich das Herz und die Sinn' doch ge¬ wendet Nur auf die Liebe, die Gute, die Reine. Mög' uns nun beiden wohl werden voll¬ endet, Was ich von ihr zu erwerben noch meine. Was ich von Freuden auf Erden gewann, Das hat die Güte, die Schöne gemachet Und ihr roter Mund, der so minniglich lachet. Walther von der Vogelweide schätzt am Weibe Anmut und Lieblichkeit ungleich höher als körperliche Schönheit und findet darum auch den Namen „Weib" richtiger als „Frau". Weib oder Frau? Ebendas., S. 48. Wlp muo^ iemer sin der wlbe hohste name, und tiuret ba^ dan frowe, als ich^ er¬ kenne. Swä nti deheiniu sl diu sich ir wlpheit schäme, diu merke disen sanc und kiese denne. Ebendas., S. 270. „Weib" muß stets der Frau höchster Name sein, Der mehr als „Frau" sie, dünkt mich, ziert und kleidet. Wenn etwa eine meint, es klinge „Weib" nicht fein, Die höre diesen Sang, eh' sie entscheidet. Under frowen sint unwlp, under wlben sint si tiure. wlbes name und wlbes llp die sint beide vii gehiure. swie^ umb alle frowen var, wlp sint alle frowen gar. zwlvellop da^ hcenet, als under wllen frouwe : wlp dést ein name ders alle kroenet. Unweiber gibt's bei Frauen auch, Unter Weibern gibt es keine. Weibes Name, Weibes Brauch Ist voll Zartheit und voll Reine. Ist oft Frauen nicht zu trau'n, Alle Weiber sind doch Frau'n. Zweifellob, das höhnet Wie oft der Name Fraue; Weib ist ein Wort, das alle krönet. Wie Walther weibliche Unschuld und Anmut besingt, so weiß er auch männ¬ liche Einsicht, Kraft und edle Selbstbeherrschung zu schätzen und zu verherrlichen. So in den beiden folgenden Gedichten: Wert männlicher Schönheit. Ebendas., S. 36. Ebendas., S. 69. An wlbe lobe stet wol da^ man si hei^e schcene : manne stöt e^ übel, e^, ist ze weich und oste hcene. Küene und milte, und da^ er dà zuo stæte si, Bo ist er vii gar gelobt: den zwein stet wol da^ dritte bl. Wil^ iu niht versmahen, so wil ich^ iuch léren, wie wir loben suln und niht unéren. Die Schönheit rühme der, der eine Frau hesinget, Männern steht es Übel, weil es weich und spöttisch klinget. Kühn und mild und daß er auch beständig sei, Das ist genug: dies dritte steht gar schön bei jenen zwei, Wenn ihr's nicht verschmähet, so will ich euch lehren, Wie man loben soll und nicht entehren: