Heinrich Heine. 187 1846. 2. Bei solcher Nahrung wächst man schnell Und kocht das Blut in den Adern. Ihr Nachbarskinder, hütet euch, Mit dem jungen Burschen zu hadern! 3. Er ist ein täppisches Rieselein, Reiht aus dem Boden die Eiche Und schlägt euch damit den Rücken wund Und die Köpfe windelweiche. 4. Dem Siegfried gleicht er, dem edlen Fant, Von dem wir singen und sagen: Der hat, nachdem er geschmiedet sein Schwert, Den Ambos entzweigeschlagen! 5. Ja, du wirst einst wie Siegfried sein Und töten den häßlichen Drachen; Heisa! wie freudig vom Himmel herab Wird deine Frau Amme lachen! 6. Du wirst ihn töten und seinen Hort, Die Reichskleinodien, besitzen. Heisa! wie wird auf deinem Haupt Die goldene Krone blitzen! Sämtliche Werke, Bd. II (Neue Gedichte), S. 106 f. 144. Nachtgedanken. 1. Denk" ich an Deutschland in der Nacht, Dann bin ich um den Schlaf gebracht; Ich kann nicht mehr die Augen schließen, Und meine heißen Tränen fließen. 2. Die Jahre kommen und vergehn! Seit ich die Mutter nicht gesehn, Zwölf Jahre sind schon hingegangen; Es wächst mein Sehnen und Verlangen. 3. Mein Sehnen und Verlangen wächst, Die alte Frau hat mich behert. Ich denke immer an die alte, Die alte Frau, die Gott erhalte! 4. Die alte Frau hat mich so lieb, Und in den Briefen, die sie schrieb, Seh' ich, wie ihre Hand gezittert, Wie tief das Mutierherz erschüttert.