— 229 Draht von 140 Meilen Länge ziehen. Dabei benimmt sich auch das Gold dem schneidenden Messer gegenüber so weich und mild, läßt sich so biegen und drehen, wie kaum ein anderes Metall. Zuweilen haben die Menschen an der Lauterkeit und Einfachheit seines Wesens gezweifelt; aber durch keinen Versuch, den man mit ihm ansiellte, ließ es sich aus seiner gleichmäßigen Haltung bringen. Man warf es in Essig, der das Kuͤpfer und Eisen so leicht angreift; man überschüttete es mit der zersidrenden Schwefelsäure und noch stärkeren Flüssigkeiten, die so manche feste Bande der Körperlichkeiten lösen: aber das Gold verschmähete die Vermischung seiner altadeligen Natur mit den künstlichen Erzeugnissen der Menschen; im Essig wie in der Schwefelsäure und in der Schmelzhitze blieb es immer dasselbe einfache lautere Wesen. Ja, im Feuer zeigt sich das Gold so beständig daß bei einem in dieser Absicht angestellien Versuche ein Lot Gold in einer stärken Hitze, welche zwei Monate lang unterhalten wurde, nicht das Ge— ringste von seiner Schwere verlor. Das Gold schmilzt etwas leichter als Kupfer, nämlich sobald es durchgeglüht it, und wird unter allen Metällen am heißesten. Während des Schmelzens schimmert auf der Oberfläche eine sanfle grüne Farbe. Steigert man die Hitze auf außerordentliche Weise, wenn man das Gold in den Brennpunkt großer Brennspiegel bringt, so wird es in einem dünnen Rauche aufgetrieben, der, wenn man kaltes Silber darüber hält, sich anhängt und dasselbe vergoldet. Auch mit dem Quecksilber vermischt sich das Gold gern, aber nur so, wie man etwa Mehl n Wasser auflost. Man erhält auf diese Weise einen Goldteig, mit dem man chiedene Gegenstände, z. B. Porzellangefäße bestreicht. Setzt man die also estrichenen Gefaße in die Gluͤhhide eines Osens, fo wird das Quecksilber flüchtig, eilt däͤvon und läßt die reine Vergoldung zurück. In den vergangenen Jahrhunderten hat sich mancher den Kopf zerbrochen und dem lieben Gott das Geheimnis ablauschen wollen, woraus denn das Gold gentlich gemacht sei. Aber die Weisen, indem sie diesen Stein der Weisen suchten sind zu Thoren geworden, und alle ihre Mühe war vergebens. Der Mitige Schöpfer weiß wohl, daß es seinen Menschenkindern nicht frommen würde, n sie selber das Goldinachen lernten und die Habgier nach Wunsch befriedigen en Nur das Gold hat für den Menschen wahren Wert, daß er sich im hweiße seines Angefichies erwirbt, zu dessen Besih er mit Übung und An— enung der ganzen vollen Menschenkraft gelangt. Darum haben die über— e Goldschähe, welche die Spanier und Portugiesen aus der neuen Welt 8 en diesen Volke keinen besonderen Segen, ja sogar manches Unheil und erben gebracht, denn mit dem leichten Besitze versanken die Menschen in igheit und Faulheit; mit der Leichtigkeit, alle Leidenschaften befriedigen zu un n kamen Schwelgerei, böser tückischer Sinn, Laster aller Art in die Ge— erz mit dem Reichume wuchs die Schlaffheit und Selbstsucht. auch habe oben die Glanzseite des schönen Kalifornien gezeigt, aber es hat dane m furchtbare Schattenseite. Fortwährend bringen die Zeitungen davon Gold n Neid und Zank und Zwietracht, ja Mord und Totschlag unter den m ern ausbrechen. Wie solle es auch anders sein? Schon die Begierde, in da m Haupt des Menschen zur Erde beugt, und wie einen Maulwurf ihn aus de cholle wühlen läßt, verscheucht alles Überirdische, alles Edle und Heilige 9 n Gemüten Wer will den Stärkern abhalten, wenn er den Schwächern nin beraubt, und im Falle des Widerstandes ermordert? Zucht und Ord— bh en schwinden, wo die Leidenschaflen regieren. Ferner: Kalifornien ist angebaut, und die Lebensmittel müssen über weite Landstrecken und on nnefubrt werden. Die Verkäufer stellen dann das Hundertfache, ja das ndfache von dem gewohnlichen Preisen Die Schabgräber, wollen sie nicht