1. Verse des Knaben in das „Geistliche Schatzkäftlein" der Mutter. Frankfurt, den 30. September 1765. Das ist mein Leib, nehmt hin und esset. Das ist mein Blut, nehmt hin und trinkt. Auf daß ihr meiner nicht vergesset, auf daß nicht euer Glaube sinkt. Bei diesem Wein, bei diesem Brot erinnert euch an meinen Tod. 2. An die Mutter. Leipzig, 15. Mai 1767. 10bgleich kein Gruß, obgleich kein Brief von mir so lang dir kommt, laß keinen Zweifel doch ins Herz, als wär' die Zärtlichkeit des Sohns, die ich dir schuldig bin, aus meiner Brust »entwichen. Nein, so wenig als der Fels, der tief im Fluß vor ew'gem Anker liegt, aus seiner Stätte weicht, obgleich die Flut mit stürm'schen Wellen bald, mit sanften bald darüber fließt und ihn dem Aug' ent- . reißt, Mfo wenig weicht die Zärtlichkeit für dich aus meiner Brust, obgleich des Lebens Sturm, von Schmerz gepeitscht, bald stürmend drüber fließt, llnd von der Freude bald gestreichelt, still r !1G deckt, und sie verhindert, daß sie nicht ^°chr Haupt der Sonne zeigt, und rings umher zuruckgeworfne Strahlen trägt, und dir der jedem Blicke zeigt, wie dich dein Sohn verehrt. 3. Der Abschied. 1768. Ton: B. Th. Breitlopf. 1‘ mejn Aug' den Abschied sagen, den mein Mund nicht nehmen kann! schwer, wie schwer ist er zu tragen! und ich bin doch sonst ein Mann. --Traurig wird in dieser Stunde selbst der Liebe süßtes Pfand, kalt der Kuß von deinem Munde, matt der Druck von deiner Hand. »-Sonst, ein leicht gestohlnes Mäulchen, o wie hat es mich entzückt! So erfreuet uns ein Veilchen, das man früh hu März gepflückt. «Doch ich pflücke nun kein Kränzchen, keine Rose mehr für dick. Frühling ist es, liebes Fränzchen, aber leider Herbst für mich! 4. Sehnsucht. 1769/1770. 1. Dies wird die letzte Trän' nicht sein, die glühend Herz aufquillet, das mit unsäglich neuer Pein sich schmerzvermehrend stillet. -- O! laß doch immer hier und dort mich ewig Liebe fühlen, und möcht' der Schmerz auch also fort durch Nerv' und Adern wühlen. »-Könnt' ich doch ausgefüllt einmal von dir, o Ew'ger, werden — ach, diese lange tiefe Qual, wie dauert sie auf Erden. 5. Stirbt der Fuchs, so gilt der Balg. Um 1770. «Nach Mittage saßen wir junges Volk im Kühlen; Amor kam, und „st i r b t der Fuchs" wollt' er mit uns spielen. --Jeder meiner Freunde saß froh bei seinem Herzchen; Amor blies die Fackel aus, sprach: hier ist das Kerzchen! IG4