210 Schiller. [18] äs Was er schuf, zerstört er wieder, nimmer ruht der Wünsche Streit, nimmer, wie das Haupt der Hyder ewig fällt und sich erneut. Aber, zufrieden mit stillerem Ruhme, 2« brechen die Frauen des Augenblicks Blume, nähren sie sorgsam mit liebendem Fleiß, freier in ihrem gebundenen Wirken, reicher als er in des Wissens Bezirken und in der Dichtung unendlichem Kreis. 25 Streng und stolz sich selbst genügend, kennt des Mannes kalte Brust, herzlich an ein Herz sich schmiegend, nicht der Liebe Götterlust. kennet nicht den Tausch der Seelen, ™ nicht in Tränen schmilzt er hin, selbst des Lebens Kämpfe stählen härter seinen harten Sinn. Aber, wie leise vom Zephyr erschüttert schnell die äolische Harfe erzittert, "5 also die fühlende Seele der Frau. Zärtlich geängstigt vom Bilde der Qualen wallet der liebende Busen, es strahlen perlend die Augen vom himmlischen Tau. In der Männer Herrschgebiete 5° gilt der Stärke trotzig Recht, Mit dem Schwert beweist der Scythe, und der Perser wird zum Knecht. Es befehden sich im Grimme die Begierden wild und roh, 55 und der Eris rauhe Stimme waltet, wo die Charis floh. Aber mit sanft überredender Bitte führen die Frauen den Zepter der Sitte, löschen die Zwietracht, die tobend ge¬ glüht, oo lehren die Kräfte, die feindlich sich hassen, sich in der lieblichen Form zu umfassen, und vereinen, was sich ewig flieht. 19. Das Ideal und das Leben. 1795, 9. August an Humboldt. i. Ewigklar und spiegelrein und eben fließt das zephyrleichte Leben im Olymp den Seligen dahin. Monde wechseln und Geschlechter fliehen, ihrer Götterjugend Rosen blühen wandellos im ewigen Ruin. Zwischen Sinnenglück und Seelenfrieden bleibt dem Menschen nur die bange Wahl; auf der Stirn des hohen Uraniden leuchtet ihr vermählter Strahl. --Wollt ihr schon auf Erden Göttern gleichen, frei sein in des Todes Reichen, brechet nicht von seines Gartens Frucht. An dem Scheine mag der Blick sich weiden, des Genusses wandelbare Freuden rächet schleunig der Begierde Flucht. Selbst der Styx, der neunfach sie um¬ windet, wehrt die Rückkehr Ceres' Tochter nicht: nach dem Apfel greift sie, und es bindet Ewig sie des Orkus Pflicht. »-Nur der Körper eignet jenen Mächten, die das dunkle Schicksal flechten; aber frei von jeder Zeitgewalt, die Gespielin seliger Naturen, wandelt oben in des Lichtes Fluren göttlich unter Göttern die G e st a l t. Wollt ihr hoch auf ihren Flügeln schweben, werft die Angst des Irdischen von euch, fliehet aus dem engen dumpfen Leben in des Ideales Reich! »-Jugendlich, von allen Erdenmalen frei, in der Vollendung Strahlen schwebet hier der Menschheit Götterbild, wie des Lebens schweigende Phantome glänzend wandeln an dem styg'schen Strome, wie sie stand im himmlischen Gefild, ehe noch zum traur'gen Sarkophage die Unsterbliche hinunterstieg. Wenn im Leben noch des Kampfes Wage schwankt, erscheinet hier der Sieg. 5-Nicht vom Kampf die Glieder zu ent- stricken, den Erschöpften zu erquicken, wehet hier des Siegers duft'ger Kranz. Mächtig, selbst wenn eure Sehnen ruhten, reißt das Leben euch in seine Fluten, euch die Zeit in ihren Wirbeltanz. Aber sinkt des Mutes kühner Flügel bei der Schranken peinlichem Gefühl, dann erblicket von der Schönheit Hügel freudig das erflogne Ziel.